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Ausstellung Zwischen Arkadien und Harz

Das Gleimhaus Halberstadt zeigt eine Ausstellung über den Maler Pascha Johann Friedrich Weitsch.

Von Grit Warnat 17.06.2017, 01:01

Halberstadt l Das Gleimhaus hat Briefe aus seinem kostbaren Depot geholt. Absender ist der Braunschweiger Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723–1803), Adressat ist Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803). Angeredet wird der Halberstädter Dichter und Sammler mit „Schätzbahrster Alter guter Freundt Gleim!“ und „Lieber alter Freund“. Schriftliche Beweise der Nähe und Freundschaft. Weitsch sei immer wieder auch Gast im Hause Gleim gewesen, sagt Kurator Reimar F. Lacher. Der Maler, der nicht weit von Halberstadt entfernt – in Hessendamm bei Osterwieck – geboren wurde, habe sich im Gleimschen Zuhause künstlerisch anregen lassen.

Beide kannten sich 50 Jahre, eine Freundschaft verband sie im hohen Alter. „Sie hatten gedanklich und künstlerisch einiges gemeinsam“, sagt der Kunsthistoriker Lacher und erzählt es fast mit Bedauern, dass Weitsch vor allem in seinen letzten Lebensjahren gut zu tun hatte. „Er hatte Gleim ein Gedenkbild versprochen, wenn er ihn überleben würde. Er hat ihn überlebt, wenn auch nur kurz, aber weil er so viele Aufträge hatte, Eichenbilder zu malen, kam es nicht mehr zu dem Bild.“

Zu sehen sind in der Ausstellung „Harz und Arkadien“ mehrere Memorialbilder, schließlich auch eines zum Gedenken an Gleim. Es stammt von Johann Heinrich Ramberg, einem Schüler Weitschs, der das Versprechen des Lehrers einlöste. Sein Bild aus dem Jahr 1803 ist eine Leihgabe des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover.

Eichen und Eichenwälder prägen die Ausstellung. Immer wieder begegnet der Betrachter den erhabenen Bäumen: in Ölgemälden, in Porzellanmalerei und als Lackmalerei auf Tabakdosen, Schatullen, Teedosen, Tischchen mit Tabletts, Schränkchen. Weitsch arbeitete für die einst geschätzte Braunschweiger Manufaktur Stobwasser und war Vorlagengeber für Künstlerkollegen. Ohne Lackkunstsammler Detlev Richter, der als Ko-Kurator fungiert, wäre dieser Blick auf all die fili­gran bemalten und lackierten Kunstgegenstände nicht möglich gewesen, sagt Lacher.

Weitschs erhabene, dichte Eichendarstellungen bilden einen separaten Bereich der dreigeteilten Schau. Der Betrachter steht immer wieder mitten im Wald, der Künstler selbst malt sich schon mal als Porträt an den Bildrand. Über ihm das dunkle Blättermeer. Kein Himmel in Sicht.

Eichen auch in des Künstlers arkadischen Welten und seine Ansichten vom Harz und seinem Vorland. Weitsch schuf Ideallandschaften mit Hirten und Vieh, voller Idylle. Genügsames Dasein in beschaulicher Natur. In seinen Fantasielandschaften greift er Felsen und Höhlen auf, das Mystische, das den Ruf des Mittelgebirges prägte.

Weitsch hat mit Vorliebe den Harz entdeckt, die sagenumwobene Rosstrappe mit ihren schroffen Klippen und tiefen Abgründen, die Klus bei Halberstadt, die Stadt Wernigerode, die Heimburg und den Regenstein. Weitsch ließ sich auch vom Brocken, den er mehrmals erklommen hatte, inspirieren. Kurator Lacher, der über Weitschs Sohn seine Doktorarbeit verfasste und nun ein Buch zur Ausstellung herausgegeben hat (erschienen im Mitteldeutschen Verlag), kennzeichnet den Maler als „künstlerischen Entdecker des Harzes“. Lacher: „Er war der erste, der dort gemalt hat. Und wir haben seine ersten Bilder hier.“ Der Kurator steht vor einem Bilderpaar, dargestellt die Schiefergruben am Weg von Goslar nach Clausthal. Weitsch hielt darin zwei aufeinanderfolgende Momente fest – und sich selbst. Die Ölarbeiten sind datiert auf das Jahr 1763. Sie stammen, wie manch weitere der ausgestellten Exponate, aus Privatbesitz. Gleich daneben hängen Weitschs Ross­trappen-Bilder von 1769, Leihgaben des Herzog-Anton-Ulrich-Museums Braunschweig.

50 Gemälde und ebenso viele Lackkunstobjekte hat das Gleimhaus zusammengetragen. Zu sehen ist „Harz und Arkadien“ bis zum 17. September.

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr. Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Nächste Ausstellungsrundgänge: 18. Juni, 11.15 Uhr; 1. Juli, 15 Uhr; 30. Juli, 11.15 Uhr