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Bergtheater Thale Beim Alm-Öhi im Harz

Das Harzer Bergtheater in Thale feierte am 15. Juni Premiere mit dem fantasievoll ausgestatteten Familienstück "Heidi".

Von Hans Walter 16.06.2016, 23:01

Thale l Die Schauspieler des Nordharzer Städtebundtheaters haben seit Jahren ein glückliches Händchen mit ihren Produktionen für Kinder im Bergtheater Thale. In diesem Jahr inszenierte Sebastian Wirnitzer „Heidi“ – ein Familienstück von Thomas Birkmeir nach Johanna Spyri.

600 bis 700 Kinder, Eltern und Erzieher waren zur Premiere am Mittwoch dabei. Pünktlich zu Beginn hörte der Regen auf. Mit der Spielfreude von Heidi, ihrem Freund Peter, dem Alm-Öhi, Fräulein Rottenmeier, Sebastian und dem gesamten Ensemble zog der pure Sonnenschein auf dem Theaterberg ein. 75 Minuten Spielvergnügen!

Im ersten Teil des Stückes zeichnete Regisseur Sebastian Wirnitzer sehr überzeugend ein Bild des Schweizer Landlebens zwischen Bergen und Almen: zwischen sozialer Verkrustung der Maienfelder Dorfgemeinschaft kontra Unbeschwertheit der Kinder und Freiheitsdrang des einsamen Großvaters. Heidi (Lisa Marie Liebler) und Peter (Curdin Caviezel mit trefflicher Schweizer Sprachfärbung) eroberten spielerisch-akrobatisch das gesamte Areal mit Felsen und Bäumen der grünen Bühne des Harzes und damit die Herzen der Zuschauer.

Wirnitzer hatte dafür prägnante, einfühlsame Zwischentexte verfasst, mit seiner warmen Stimme selber eingesprochen und mit Alphornmusik unterlegt. Zeichen für Ursprünglichkeit und Echtheit der Gefühle. Die Aktionen der lynchwütigen Dörfler gegen den eigenbrötlerischen „Alm-Öhi“ kommentierte er dagegen mit volkstümlicher, fast brachialer Mitklatsch-Musik.

Der zweite Teil war der schwächere Part des Stückes. Dem Versuch, das Naturkind Heidi in Frankfurt/Main bei Fräulein Rottenmeier zu dressieren und zu disziplinieren, gab Wirnitzer eine streng choreografierte Form. Wiebke Horn hatte dafür einen eng begrenzten Bühnenraum geschaffen. Ein Wohn-Gehäuse mit meist geschlossenen Türen mit Schachbrett-Teppich. Darauf wie abgezirkelt die Dienstboten in grauen Kostümen und das gelähmte Mädchen Klara im Rollstuhl.

Doch Heidi mit ihrer aufrührerischen Frohnatur obsiegte über die Erstarrung in dogmatischen Prinzipien und vollbrachte ein Wunder. Klara lernte, wieder zu laufen. Mit ihrer neuen Freundin und Peter kehrte Heidi in die Berge zurück. Selbst das Alpen-Echo funktionierte diesmal beim verfluchten „Arsch und Zwirn“.

Zum Schluss ertönte die „Heidi“-Musik. Instrumental – aber fast alle Kinder kannten das Lied und sangen mit: „Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge.“ Begeisterter Applaus für ein Lehrstück über die Kraft des selbstbewussten Lebens und die Liebe.

Die nächsten Vorstellungen in Thale: 21., 23., 29. Juni, 12., 19. und 26. Juli (jeweils 11 Uhr); 3., 5., 17. und 30. Juli (jeweils 15 Uhr).