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Buchlesung Die Sphären eines ironischen Draufblickers

Benjamin von Stuckrad-Barre unterhält Magdeburger Publikum auf seine eigene Art und Weise - vor allem mit Anekdoten über Udo Lindenberg.

25.11.2016, 23:01

Magdeburg l Die Erwartungshaltung ist groß. Wie wird er sich zeigen? Von der arroganten oder der sympathischen Seite? Von imposanten Lesungen in Konzertlänge bis zum Abbruch der Veranstaltung, weil das Publikum irgendwie öde war, hat man beides von Benjamin von Stuckrad-Barre schon erlebt. Am Donnerstagabend im Magdeburger Moritzhof gibt er jedoch alles. Er gibt den Unterhalter, den galanten Veranstalter, den charmanten Vorleser.

„Stuckiman“ wird er von seinem Idol und Leitvater Udo Lindenberg genannt. Und auch von seinen Fans, den sogenannten Stuckimanianern. Sie umschwärmen sein neues Buch „Panikherz“, wie ein heiliges Relikt, zitieren aus Lindenberg-Liedern und kleiden sich teilweise wie der Panikrocker.

Udo Lindenberg und Benjamin von Stuckrad-Barre sind ein ganz besonderes Gespann. Beide erst ganz oben, dann fallen beide tief, nicht nur in den Rausch aus Drogen und Alkohol, sondern auch in die künstlerische Krise. Wer am Ende wen wieder nach oben bringt, ist eigentlich egal. Beide sind wieder obenauf. Doppelte Power. Schade nur, dass es an diesem Abend zu sehr um die Udo-Beziehung geht, denn eigentlich will man wissen, wie es dem „Helden der Geschichte“ geht, wie „Stuckiman“ sich selbst bezeichnet. Die Geschichte seiner Sucht wird lediglich angerissen, quasi als Nebenbeigeschichte erzählt („Kann ja jedem mal passieren“).

Egal, in Magdeburg steht Unterhaltung auf dem Programm – und unterhalten kann der Stuckrad-Barre. Er sucht mehr das Gespräch mit den Fans, als dass er liest. Das schafft Nähe. Und das macht stolz, dass man wenigstens für zwei Stunden in den Sphären des sonst so überkritischen Draufblickers verweilen darf. Lesen kann man das Buch ja schließlich selbst.