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Gertrud Leutenegger über "Risse in der Normalität"

30.09.2014, 11:54

Berlin - Gertrud Leutenegger lächelt zurückhaltend. Die Autorin hat graue Locken und kirschrot geschminkte Lippen. Mit einem charmanten Schweizer Akzent erzählt die 65-Jährige bei einer Lesung in Frankfurt von ihrer Zeit in London. "Es war damals ein unglaublich schöner Frühling in England."

Einige Erlebnisse dort hat Leutenegger in ihrem Roman "Panischer Frühling" verarbeitet. Sie kam 2010 in die britische Metropole, kurz bevor ein isländischer Vulkan so große Aschemengen in die Luft schleuderte, dass der Flugverkehr in weiten Teilen Europas mehrere Tage zum Erliegen kam.

In ihrem Roman schildert sie, wie die Welt für einige Zeit stillzustehen schien, als die Flugzeuge ausblieben. Es sei wie ein "Riss in der Normalität" gewesen. In dem Roman streift die Erzählerin in dieser ungewöhnlichen Zeit durch London und trifft den Zeitungsverkäufer Jonathan, von dem sie sich seltsam angezogen fühlt.

Es ist eine stille, poetische Geschichte. Leutenegger wurde im Schweizer Kanton Schwyz geboren und lebte auch im französischen und im italienischen Teil ihres Heimatlands. "Es tut gut, und erscheint mir auch wichtig, immer mal wieder Gast zu sein im eigenen Land", sagte sie in einem Interview der "Wiener Zeitung".

Einmal habe sie die Idee gehabt, Bäuerin und Pianistin zu werden, erzählte Leutenegger. Sie habe als Kindergärtnerin gearbeitet und eine Regieausbildung in Zürich gemacht, bevor sie entschied, Schriftstellerin zu werden. Einen Computer habe sie nicht, zum Schreiben brauche sie nichts als Stille. "Ein Schreibatelier wäre schön. Darin nichts als Papier und Bleistifte, - vielleicht unsere Katze, die ist immer froh, wenn ich bei ihr bin."