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Teresa Präauer - Nachwuchshoffnung mit collagenhaftem Witz

11.03.2015, 14:15

Wien - Die junge Österreicherin Teresa Präauer gilt als eine der großen Nachwuchshoffnungen der deutschsprachigen Literatur. Ihr erster Roman "Für den Herrscher aus Übersee" erhielt 2012 gleich den "aspekte"-Literaturpreis für das beste Prosa-Debüt.

Die 1979 in Linz geborene Präauer hat in Berlin, Salzburg und Wien Germanistik und Malerei studiert. Heute lebt sie als Autorin und Zeichnerin in der österreichischen Hauptstadt. "Ich habe immer beides gemacht, ohne darin einen Widerspruch zu sehen", sagt sie. Weder das eine noch das andere sei ein Brotberuf, beides sei gleichermaßen ungesichert. Und es gebe viele Gemeinsamkeiten: "Bild und Text sind auch verwandte Genres: sie haben seit jeher im Medium Buch zusammengefunden."

Ihr Buch "Johnny und Jean" erzählt von zwei Freunden, die in die Stadt aufbrechen und als Künstler ihr Glück suchen. "Die skizzenhaft hingetuschte Erzählung lässt offen, was Wahrheit ist und was Vorstellung und ist zugleich ein virtuoses Spiel mit Bildern", urteilte die Jury des Leipziger Buchpreises.

2010 illustrierte Präauer das Kinderbuch "Die Gans im Gegenteil" von Wolf Haas. Auch das Cover ihres jüngsten Romans hat sie selbst entworfen. Es zeigt eine Figur, die skeptisch und ein bisschen herausfordernd dreinschaut, die Hände in den Jackentaschen. Ist es Johnny oder ist es Jean? Oder sind beide am Ende sogar ein und dieselbe Person? Sie sind unterschiedliche Typen, so viel steht fest. Jean ist der Angehimmelte. Johnny, der "graue Mäuserich", wäre gern sein Freund.

"Die Freundschaft zwischen Johnny und Jean wächst aus Bewunderung, Zuneigung und Konkurrenz", meint Präauer. "Ich glaube, es geht in der Kunst schon darum, sich möglichst viel anzusehen, also auch: zu vergleichen." Im besten Fall sei das inspirierend. "Und gleichzeitig muss man es irgendwie bewerkstelligen, dem eigenen Prozedere zu vertrauen, darauf zu beharren." Sie schätze übrigens beide, die Blender und die Asketen in der Kunst.

Ihre Sprache ist spielerisch, springt collagenhaft von Ernst zu Heiterkeit. Sie sieht in dieser "zusammengeschnipselten" Erzählform Parallelen zur Kunst. "Ich hab vor ein paar Jahren öfter mit Stop Motion gearbeitet: Bilder aufgenommen, ausgedruckt, zerschnitten, neu zusammengestellt und in eine ruckelnde Bewegung gebracht", erklärt sie. "Ich glaube, das ist auch etwas, was ich im Schreiben mache."

In Interviews vor der Kamera wirkt sie erfrischend unkompliziert. Auf Fotos trägt sie die Haare meist toupiert und zurückgesteckt. Und sie ist witzig. "Ich hab gerade irgendwo gelesen, dass ein Autor gesagt hat, seine Figuren sollten keine Pappkameraden sein. Das fand ich, als alte Freundin von Schere und Papier, bedauerlich."

- Teresa Präauer: Johnny und Jean. Wallstein Verlag, Göttingen, 208 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-8353-1556-3.