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Leipziger Buchmesse auf Rekordkurs

13.03.2015, 13:33

Leipzig - Die Leipziger Buchmesse ist zur Halbzeit erneut auf Rekordkurs. An den ersten beiden Tagen seien rund 71 000 Besucher auf das Messegelände gekommen - 3000 mehr als im vorigen Jahr, sagte Messedirektor Oliver Zille am Freitag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

"Das Konzept der Messe ist wieder aufgegangen, durch ein breites Programm und die Vielfalt der Aussteller ein begeistertes Publikum deutschlandweit anzuziehen."

Als besonderen Erfolg wertete Zille den Themenschwerpunkt Deutschland-Israel 50 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen. "Das ist eine Riesenchance in Zeiten, wo Pegida und Legida ausländerfeindliche Parolen schreien und der Antisemitismus wieder Aufwind hat", sagte er. Bei den Veranstaltungen herrsche eine gute Atmosphäre. "Die Menschen hören einander zu und versuchen, einander zu verstehen. Auch schwierige Themen werden nicht ausgeklammert."

Am zweiten Messetag stand das Kinder- und Jugendbuch im Mittelpunkt. Bei einer Podiumsdiskussion warben Experten dafür, auch digitale Medien wie Kinderbuch-Apps und interaktive Geschichten für das Lesenlernen zu nutzen. Unverzichtbar sei aber in jedem Fall das Gespräch mit den Eltern.

"Für Kinder ist es wichtig, dass ein Dritter mit im Bunde ist", sagte der Professor für Grundschuldidaktik, Michael Ritter, in der Debatte unter dem provokativen Titel: "Lesen lernen: Natürlich mit Buch oder tuts die App auch?"

Nach dem neuesten Trendbericht vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels nimmt das Interesse an Kinder- und Jugendbüchern zu. In den vergangenen fünf Jahren stieg der Umsatz in dieser Sparte um 10,6 Prozent gegenüber der Zeit von 2005 bis 2009.

Das größte Plus (33 Prozent) verzeichneten Titel aus dem Bereich Spielen und Lernen. Erstlese- und Vorschulbücher legten um 20 Prozent zu. Insgesamt machen Kinder- und Jugendbücher gut 17 Prozent am Gesamtumsatz des Buchhandels aus.

Bestseller des vergangenen Jahres waren John Greens Jugendroman "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", das Bilderbuch "Der Grüffelo" und das Erstlesebuch "Der kleine Drache Kokosnuss und der geheimnisvolle Tempel" von Ingo Siegner.

Nach der Vergabe des renommierten Leipziger Buchpreises am Donnerstag gab es am Freitag erneut wichtige Auszeichnungen. Der Berliner Berenberg Verlag erhielt für sein anspruchsvolles und schön gemachtes Programm den mit 26 000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis. Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) appellierte bei der Preisverleihung an die Bürger, beim Buchkauf auf die persönliche Beratung zu setzen. "Das Kaufverhalten der Kunden entscheidet, ob und wie die Buchhandlung vor Ort sich behaupten kann." Zugleich forderte sie erneut den Erhalt der Buchpreisbindung. "Bücher müssen auch künftig anders behandelt werden als Gartenmöbel oder Staubsaugerbeutel."

Den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik erhielt der Schweizer Journalist Manfred Papst (Jahrgang 1956) von der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag". Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ist nach dem berühmten Kritiker Alfred Kerr (1867-1948) benannt und wurde vom "Börsenblatt" gestiftet.

Noch bis zum Sonntag präsentieren sich bei dem Frühjahrstreff der Buchbranche mehr als 2200 Aussteller aus 42 Ländern. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit mehr als 170 000 Besuchern. Am Freitagnachmittag war es bereits so voll, dass Ordner die Besucherströme mit Einbahnstraßenregelungen zu lenken versuchten. Besonders gefragt waren Autorenlesungen, etwa von Sibylle Berg, Thomas Brussig oder Poetry Slammer Lars Ruppel.