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Kreuzfahrt in den Tod: Sebastian Fitzeks "Passagier 23"

05.11.2014, 17:57

München - Spannend, spannender, Fitzek. Auch in seinem neuesten Roman "Passagier 23" wird Sebastian Fitzek ("Noah") dem Superlativ gerecht. Dieses Mal lädt er zu einer Atlantik-Kreuzfahrt ein, auf der schauerliche Dinge geschehen, die dem Leser die Haare zu Berge stehen lassen.

Seit 2006 schreibt der Berliner, der gerade seinen 43. Geburtstag feierte, Psychothriller - allesamt Bestseller. Und wie in seinen bisher zwölf Büchern dieses Genres hat er noch jedes Mal sein Publikum in eine Art Schockzustand versetzt. "Passagier 23" bildet da keine Ausnahme.

Es ist die Geschichte des Polizeipsychologen Martin Schwartz, dessen Frau und Sohn vor fünf Jahren spurlos bei einer Kreuzfahrt verschwanden. Nie mehr wollte Schwartz danach ein Schiff betreten. Doch ein mysteriöser Anruf holt den noch immer schwer traumatisierten Mann an Bord ausgerechnet jener "Sultan oft the Seas", auf der seine Liebsten ihre letzte Reise antraten. Ein neuerlicher Zwischenfall ändert seine Meinung, denn wieder sind hier eine Mutter und ihre Tochter verschwunden.

Zufall? Der Anruf kommt von einer alten Frau - Dauergast auf der "Sultan", Hobbykriminalistin und -autorin. Sie überreicht Schwartz einen Teddy, der einst seinem Sohn gehörte. Und sie tischt ihm eine unglaubliche Geschichte auf. Die alte Dame wird am Ende noch mal eine kleine Rolle spielen, die nicht nur den Rahmen zum gruseligen Prolog bildet, sondern auch noch etwas offenbart, was bei Fitzek meist eine eher untergeordnete Rolle spielt: Humor. Seine Protagonisten selbst haben nichts zu lachen.

Typisch für Fitzek und außerordentlich spannungsfördernd sind die ständigen Wechsel der Szenarien, die allesamt atemberaubend sind und kleine Kapitel-Cliffhänger enthalten. Der gesamte Fall ist haarsträubend und wirkt mitunter ein wenig konstruiert. Doch sind rund um das Fiktive, das unbedingt auch reelle Hintergrund-Details enthält, viele Tatsachen platziert, die den Wenigsten bekannt sein dürften: Beispielsweise verschwinden jährlich weltweit einige Dutzend Passagiere spurlos von Kreuzfahrtschiffen; allein in den Jahren 2011 und 2012 waren es rekordverdächtige 55 Menschen. Fitzek bezweifelt die "reflexartig geäußerte Selbstmordtheorie der Reedereien". Denn: "Die schwimmenden Hotelburgen sind Kleinstädte ohne Polizeirevier", Konflikte unter Tausenden Menschen auf engem Raum seien vorprogrammiert.

Diese und weitere Fakten streut der Autor übrigens zwischen dem vorläufigen Ende und dem Prolog ein - in der Danksagung nämlich (unbedingt lesen!). So wird der Leser auch ein wenig in die Irre geführt, denn nach Seite 404 ist der Fall scheinbar gelöst. Denkt man. Ein literarischer Kunstgriff, der Laune macht. Es ist allerdings fraglich, ob die Kreuzfahrtreedereien sich dem anschließen werden.

- Sebastian Fitzek: Passagier 23. Droemer Verlag, München,
432 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-426-19919-0