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Roman Suter und sein rosa Elefant

Kann die moderne Gentechnik rosarote Mini-Elefanten erschaffen. Ja, sie kann. Sagt Bestseller-Autor Martin Suter.

17.01.2017, 23:01

Zürich (dpa) l Man stelle sich Benjamin Blümchen vor. Nur viel kleiner und ohne dessen Sprachbegabung. Dafür aber in der Dunkelheit rosarot leuchtend und mit allen Eigenschaften eines ganz normalen Elefanten. Einschließlich der Fähigkeit, mit den Ohren zu wedeln und jede Menge Dungfladen von sich zu geben. So ein Wesen ist Sabu, die zauberhafte Hauptfigur des jüngsten Romans von Martin Suter.

„Es war ein winziger Elefant, höchstens vierzig Zentimeter lang und dreißig hoch“, beschreibt der Zürcher Erfolgsautor seine Gedankenschöpfung. „Er besaß die Proportionen eines Jungtieres und die Haut eines ... eines Marzipanschweinchens!“ Sabu ist das wunderbare, aber auch beängstigende Zufallsprodukt gentechnischer Experimente.

Der von Habgier besessene Forscher Roux will mit Hilfe der chinesischen Genindustrie eine Weltsensation schaffen und mit maximalem Gewinn vermarkten: Tiere, die in spektakulären Farben leuchten und zum Beispiel als lebendes Spielzeug für gelangweilte Millionärskinder verkauft werden können. Völlig abwegig? Zehn Jahre ist es her, dass Suter bei einem Kongress in Tübingen dem Alzheimer-Forscher Mathias Jucker begegnete. Der Professor erzählte ihm, dass es gentechnisch kein großes Problem mehr wäre, einen rosaroten Mini-Elefanten zu erzeugen. „Das Bild ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen“, sagt Suter im Interview des Diogenes-Verlags.

Nun liegt sein „Elefant“ in den Buchläden. Ein vielschichtiger, oft berührender Roman, der sich über weite Strecken wie ein packender Thriller liest. Es geht um den Eingriff des Menschen in die Natur. Um Gefahren, die von der Gentechnologie ausgehen, insbesondere wenn sie von moralfreien Profiteuren missbraucht wird. „In der Gentechnologie stecken fantastische Möglichkeiten und riesige Gefahren“, sagt Suter. „Ich glaube nicht, dass das kontrollierbar ist.

Und so „passiert“ es, dass dem Forscher Roux die künstliche Befruchtung einer Zirkuselefantenkuh bei einem „Blastozystentransfer“ gelingt. Doch die Gentechnik-Ganoven haben ihre Rechnung ohne Suters einprägsame positive Helden gemacht: vor allem den obdachlose Ex-Investmentbanker Fritz Schoch, den „Elefantenflüsterer“ Kaung im Zirkus Pellegrini und die resolute, ebenso menschen- wie tierfreundliche Veterinärin Valerie. Klar ist, dass Kaung den Miniturjumbo vor dem Zugriff des habgierigen Roux schützen muss.

Wie Sabu auf der Flucht in der Obdachlosenhöhle von Schoch landet, später in der Zürcher Villa eines verstorbenen Millionärsehepaares aufgepäppelt wird und schließlich mit einem Privatjet nach Asien kommt, gestaltet Suter als spannende Verfolgungsjagd vor der Kulisse authentisch dargestellter Schauplätze. Fest steht: Dieser Suter ist wieder hollywoodtauglich.