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Kleinigkeiten kosten extra: Zusatzgebühr in Computerspielen

16.12.2014, 08:18

München - Zwischen 50 und 70 Euro werden für einen neuen Videospiel-Blockbuster fällig. In vielen Titeln kann der Verbraucher aber auch nach dem Kauf noch weiter Geld ausgeben. Der Gegenwert der sogenannten Mikrotransaktionen ist oft zweifelhaft.

"Zusätzliche Energie jetzt freischalten, für nur 89 Cent!" Wer häufig sogenannte Free-to-Play-Games spielt, hat sich an solche Aufforderungen gewöhnt. Immer häufiger gibt es sie aber auch in Rennspielen, Fußballsimulationen oder Action-Adventures, die alles andere als gratis sind. Zusätzlich zu den 60 Euro Kaufpreis kann der Kunde leicht noch sehr viel mehr Geld ausgeben.

Im Rennspiel "Forza Motorsport 5" gibt es für ein paar Euro zum Beispiel Spielgeld, mit dem sich neue Autos schneller freischalten lassen. Electronic Arts verkauft im Ultimate-Team-Modus von "Fifa 15" virtuelle Sammelkarten zum Verbessern der eigenen Mannschaft, in "Assassin"s Creed Unity" hat Ubisoft Mikrotransaktionen für bessere Ausrüstung versteckt. Die Frage ist: Warum?

"Das liegt unter anderem an den steigenden Entwicklungskosten", sagt Heiko Klinge, Chefredakteur der Spielezeitschrift "Gamepro". "Die Publisher suchen daher verstärkt nach zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten." Und sie suchen einen Weg, Spieler langfristig an einen Titel zu binden und zum Weiterspielen zu motivieren.

Im Sammelkartenmodus von "Fifa 15" lässt sich die virtuelle Mannschaft deshalb zum Beispiel immer weiter optimieren, ein perfektes Team gibt es nicht. Und für die zurzeit sehr populären Online-Spiele "League of Legends" oder "Dota 2" werfen die Entwickler Riot Games und Valve ständig neue Kostüme und andere Veränderungen für die Spielfiguren auf den Markt, um die Spieler bei der Stange zu halten. Hier ist das allerdings auch besonders wichtig, für den Einstieg ins Spiel muss der Nutzer nämlich zunächst nicht bezahlen.

Bei den Spielern kommen die Mikrotransaktionen unterschiedlich gut an. Für Branchenkenner Maic Masuch, Professor an der Universität Duisburg-Essen, ist das vor allem eine Generationenfrage: "Wer mit Free-to-Play-Spielen mit Mikrotransaktionen aufgewachsen ist, akzeptiert sie auch schneller in kostenpflichtigen Spielen." Vor allem dürfe der zahlende Kunde nicht das Gefühl bekommen, ohne zusätzliche Ausgaben etwas zu verpassen.

Ähnlich sieht das auch Klinge: "Wenn sich ein Spieler einen Vorteil im Wettbewerb mit anderen kaufen kann, ist das natürlich besonders schlecht. Das haben aber inzwischen auch fast alle Entwickler kapiert." Für den Verbraucher bedeutet das: Wer kein Geld ausgibt, verzichtet meist nur auf schönere Kostüme oder muss länger warten, bis er das nötige Spielgeld für neue Sammelkarten oder Autos beisammen hat. Ein Spieler zweiter Klasse wird er dadurch aber nicht.

Durchaus lohnen kann sich der Kauf von sogenanntem Downloadable Content (DLC). Denn dabei handelt es sich häufig nicht nur um Kleinigkeiten, sondern umfangreiche Missionen oder Level, die echten Mehrwert haben können. Dafür kostet DLC aber meist auch etwas mehr als der neue Umhang für die Spielfigur - rund 10 bis 20 Euro.

Ob teurer DLC oder Mikrotransaktion - Informieren vor dem Kauf ist Pflicht. Geld zurück gibt es nämlich nicht: Bei digitalen Inhalten wie den Mikrotransaktionen erlischt das Widerrufsrecht in der Regel in dem Moment, in dem der Nutzer den Kauf bestätigt. "Die Voraussetzung ist nur, dass der Anbieter den Verbraucher ausdrücklich darüber informiert", erklärt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bei den meisten Anbietern ist daher vor dem Kauf eine entsprechende Warnung zu sehen.

Bezahlt wird in der Regel per Kreditkarte oder mit einer Prepaid-Karte für Plattformen wie Steam oder Playstation Network (PSN). Vor allem Minderjährige wählen häufig die zweite Option. Eltern, die verhindern wollen, dass der Nachwuchs sein Taschengeld in virtuelle Güter investiert, können die Kauffunktionen oder gleich den ganzen Onlinezugang auf PC und Konsole sperren. Die Option dafür findet sich in der Regel bei den Kindersicherungs- oder Jugendschutzfunktionen.

Ganz verteufeln sollten Spieler die Mikrotransaktionen allerdings auch nicht, findet Maic Masuch. Denn sie sorgen dafür, dass die Hersteller nach Veröffentlichung eines Spiels weiter daran verdienen. "Der Entwickler hat dadurch die finanziellen Mittel und den Anreiz, Spiele weiter zu verbessern, zum Beispiel durch Patches und neue Inhalte." Und davon profitiert auch der Spieler - vor allem, wenn er etwas Geduld hat. "Es lohnt sich oft, Spiele erst nach einem halben Jahr zu kaufen", rät der Medieninformatiker. "Oft bekommt man dann für weniger Geld ein umfangreicheres und ausgereifteres Produkt."