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FilmEine Schnapsflasche als Bombe

1943 haben ein Magdeburger und ein Hallenser versucht, Adolf Hitler umzubringen. Ihre Attentatspläne rekonstruiert ein MDR-Film.

Von Grit Warnat 26.07.2016, 01:01

Magdeburg l Im März 1943 fliegt Adolf Hitler von seinem bestens gesicherten Führerhauptquartier Wolfsschanze in der Nähe des ostpreußischen Rastenburg nach Smolensk. Dort hat die Heeresgruppe Mitte ihren Sitz. Generalstabsoffizier der Heeresgruppe ist der 1901 in Magdeburg geborene Henning von Tresckow. Er plant seit langem schon gemeinsam mit seinem Vetter und besten Vertrauten Fabian von Schlabrendorff ein Attentat auf Hitler.

Obwohl der Diktator mit zwei Flugzeugen unterwegs war und obwohl er auch in seinem Tagesablauf immer unberechenbar war, schaffen es die beiden Männer, zwei als Schnapsflaschen getarnte Bomben an Bord schmuggeln zu können. Alles läuft nach Plan. Im Dokumentarfilm ist das ungeduldige Warten der Männer zu sehen. Auf 30 Minuten sind die Zünder eingestellt. Dann der Anruf und Henning von Tresckows (gespielt von Holger Handtke) entsetzter Blick. „Er lebt“, sagt er beklommen. Der Anschlagsversuch bleibt unentdeckt, das Bombenpaket kann ausgetauscht werden.

Viele Jahre später, in einem seiner seltenen Fernsehinterviews im Jahr 1980 spricht von Schlabrendorff von jenen bangen Stunden und der Bombe, die wohl der Kälte wegen nicht gezündet hatte.

Der Dokumentarfilm „Hitler. Ein Attentat und die Drahtzieher aus Magdeburg“ – Fabian von Schlabrendorff ist allerdings gebürtiger Hallenser und nicht Magdeburger, wie der Titel suggeriert und es im Film fälschlicherweise gesagt wird – erzählt von diesem Umsturzversuch, von den beiden Köpfen hinter diesem Attentat und ihren langfristigen Plänen.

Fabian von Schlabrendorff ist wichtiger geheimer Verbindungsmann zum Widerstandskreis in Berlin. Er und Tresckow experimentieren bei Smolensk an einer Bombe, arbeiten Pläne aus und versuchen dafür, Hitlers Sicherheitskonzept zu entschlüsseln.

Dass letzteres eine Mammutaufgabe war, macht der Film deutlich. Hitler galt als bestbeschützter Mann seiner Zeit. Eine Leibgarde, zwölf Leibwächter, dazu ein bestens gesichertes Flugzeug, sein ebenso aufgerüsteter Mercedes-Benz, gepanzert, aus Krupp-Stahl, das Hauptquartier Wolfsschanze mit den Sperrkreisen. Den Drahtziehern ist klar: Hitler muss zu ihnen kommen. Und er fliegt nach Smolensk. Der Film rekonstruiert diesen Tag.

Zwischenzeitlich, so erzählt die Historikerin Linda von Keyserlingk vor der Kamera, seien 200 Leute in die Pläne involviert gewesen und trotzdem sei es gelungen, alles bis zum Schluss geheimhalten zu können.

Frank Genthaler, für Buch und Regie verantwortlich, konnte nur auf wenig Überliefertes zurückgreifen. Historiker, Buchautoren und Familienmitglieder lässt er zu Wort kommen, um ein Bild von den beiden Menschen hinter der Uniform zeichnen zu können.

Zudem greift der Regisseur auf Originalfilmaufnahmen und Fotografien zurück, um die Pläne in den historischen Kontext einzuordnen.

Ein Jahr später, am 20. Juli 1944, versuchten deutsche Offiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Hitler zu töten. Die beiden Sachsen-Anhalter waren auch in diesen fehlgeschlagenen Attentatsversuch involviert. Der MDR-Film geht darauf im Abspann ein, seinen Fokus richtet er aber auf ein weniger bekanntes Kapitel des militärischen Widerstandes.

Der Film wird am 31. Juli, 20.15 Uhr, in der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ im MDR ausgestrahlt.