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Interview In Krause steckt viel Krause

Schauspieler Horst Krause, der am Sonntag seinen 75. Geburtsag feiert, erzählt im Interview vom Glück, seiner Kindheit und einer Traumrolle.

16.12.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Horst Krause ist als „Polizeiruf 110“-Ermittler im Ruhestand und jetzt als Privatmann in seiner eigenen „Krause“-Filmreihe unterwegs. Der Schauspieler Horst Krause feiert am Sonntag (18.12.) seinen 75. Geburtstag – und denkt überhaupt nicht ans Aufhören. „Als Schauspieler hört man erst dann auf, wenn der Deckel zugeht“, sagte Krause im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. In seinem neuen Film „Krauses Glück“ (16.12./ARD) nimmt er als pensionierter Dorfpolizist eine syrische Flüchtlingsfamilie bei sich auf.

Ihr neuer Film heißt „Krauses Glück“ – was bedeutet für Sie persönlich Glück?

Horst Krause: Da denke ich immer zuerst an ein Zitat aus der „Dreigroschenoper“ von Brecht: „Ja, renn nur nach dem Glück. Doch renne nicht zu sehr. Denn alle rennen nach dem Glück. Das Glück rennt hinterher.“ Bei Glück erinnere ich mich auch an das Lied „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ aus der Strauß-Operette „Die Fledermaus“. Entweder ich kann etwas verändern oder ich lass es vergessen. Man sollte nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern sich lieber der Zukunft öffnen.

Und wie sieht ein glücklicher, zufriedener Tag für Sie aus?

Wissen Sie, in meinem Alter kann man glücklich sein, wenn man morgens aufsteht, dem neuen Tag entgegenblickt und sich sagt: Lieber Gott, es ist schön, dass du mich wieder geweckt hast. Ein guter Filmdreh zum Beispiel bedeutet mir Glück. Oder eine neue freundliche Bekanntschaft. Man muss die Bereitschaft haben, sich vom Tag nicht erschlagen zu lassen, sondern den Tag freudig entgegenzunehmen.

Gelingt Ihnen das jeden Tag?

Nö.

Wie viel vom Film-Horst-Krause steckt im echten Horst Krause?

Ich gestalte die Figur Krause und versuche, ihr Leben zu geben. Das kann ich natürlich nur mit meinen Mitteln. Also steckt Krause in Krause.

Warum heißt Horst Krause eigentlich auch in seinen Fernsehfilmen Horst Krause?

      Die Idee zu den Horst-Krause-Filmen stammt von mir. Aber ihren Namen hat der Figur der Regisseur und Autor Bernd Böhlich gegeben – schon als Horst Krause noch Polizeihauptmeister beim „Polizeiruf 110“ war. Ich habe Böhlich gefragt: Sag‘ mal, warum heißt der denn Krause? Und Böhlich meinte: Warum soll ich den Krüger nennen, der heißt Krause. Und ich meinte: Und mit Vornamen? Da sagte Böhlich: Na, Horst! Das hat Böhlich durchgesetzt. Ist das nicht wunderbar?!!

Man würde sich vorstellen, dass Horst Krause privat auf dem Land lebt. Aber Sie leben in der Großstadt Berlin ...

Mein Traum war früher, eine Frau kennenzulernen, die sich sehr für die Landwirtschaft interessiert. Ich hätte dann am Theater sein können. Und sie hätte sich um die Landwirtschaft gekümmert und ich so nebenbei auch ein bisschen.

Wie war Ihre Kindheit?

Ich hatte eine wunderbare Kindheit. Obwohl wir Flüchtlinge waren. Ich habe nie gemerkt, dass ich deswegen gemobbt wurde. Meine Eltern hatten vor der Flucht in Bönhof in Westpreußen eine kleine Landwirtschaft. Meine Mutter ist dann nach Kriegsende mit uns fünf Kindern geflüchtet, mein Vater war noch in sowjetischer Gefangenschaft. Wir sind nach Ludwigsfelde in Brandenburg gezogen, weil dort meine Stiefschwester gewohnt hatte. Ich bin in der DDR aufgewachsen, aber bei den Jungen Pionieren war ich nicht. „Du gehst mir nicht zu den Pionieren“, sagte mein Vater. Ich durfte auch keine Jugendweihe machen, ich wurde konfirmiert. Das ging alles.

Ihre Eltern waren aber nicht gerade begeistert, dass Sie ausgerechnet Schauspieler werden wollten ...

Ne, da waren sie nicht begeistert. Vor allem mein Vater nicht, der sagte: „Was willste werden? Clown im Zirkus?“ Aber ich denke, wenn er mich heute so sehen würde, dann wäre er schon ein bisschen stolz – auch wenn er es mir nicht sagen würde.

Sie arbeiten sehr viel. Wie entspannen Sie sich?

Bei einem Bier kann ich mich sehr gut entspannen. Zuhause habe ich überhaupt keinen Alkohol. Ich bin so ein Geselligkeitstrinker. Ich brauche die Atmosphäre um mich herum und dann sitze ich da und kann nachsinnen.

Sie werden 75, denken Sie manchmal an Ruhestand?

Als Schauspieler hört man erst dann auf, wenn der Deckel zugeht.

Wie verbringen Sie Ihren Geburtstag?

Mit Bescheidenheit und Zurückhaltung. Ich haue ab. Ich fahre weg. Ich will meine Ruhe haben.

Haben Sie eine Traumrolle, die Sie unbedingt noch spielen wollen?

Ich würde gerne „Don Quijote und Sancho Panza“ spielen – mit Michael Gwisdek als Don Quijote und mir als Sancho Panza. Aber da gibt es auf Produzentenseite leider keinen Interessenten bislang. Auch ein eigenes Bühnenprogramm mit Brecht-Songs und Brecht-Texten würde mich reizen.