1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Paraderolle für Hallervorden

Kinostart Paraderolle für Hallervorden

Nach „Sein letztes Rennen“ und „Honig im Kopf“ mischt Dieter Hallervorden in „Ostfriesisch für Anfänger“ ein Dorf in Ostfriesland auf.

Von Carola Große-Wilde 26.10.2016, 23:01

Hamburg (dpa) l „Hier hört die Welt auf!“, stellt Vroni von der Ausländerbehörde entgeistert fest, als sie mit ihrem Kleinbus voller ausländischer Fachkräfte durch die flache Landschaft juckelt: Überall nur Windkrafträder und Schafe auf dem Deich. „Das ist also Ostfriesland!“ Als die kleine Truppe vor dem verfallenden Hof hält, trauen sie ihren Augen kaum. Hier sollen sie also zwei Monate Deutsch lernen, um in Deutschland arbeiten zu dürfen? Dem Bürgermeister von Niederhörn, dessen Dorf pleite ist und der sich mit dem lukrativen Auftrag sanieren möchte, scheint es jedenfalls ernst zu sein: „Welcome. Moin, hier in Ostfriesland“, begrüßt er die Gäste. „Das Meer ist ganz nah – wenn nicht gerade Ebbe ist!“

Doch der Bürgermeister hat in „Ostfriesisch für Anfänger“ die Rechnung ohne Uwe Hinrichs, Schiffsbauer im Ruhestand, gemacht. Der Eigenbrötler, der konsequent platt spricht und sich als den letzten „echten Ostfriesen“ bezeichnet, denkt nämlich nicht im Traum daran, sein gepfändetes Haus, wo er einst so viele glückliche Stunden mit seiner Elfriede verbracht hat, kampflos aufzugeben. Der Start für eine turbulente Integrationskomödie mit Tiefgang. Denn Uwe Hinrichs (Dieter Hallervorden) muss zur Strafe die „Utländer“ unterrichten – mit ungeahnten Folgen für beide Seiten.

Dem Hamburger Regisseur Gregory Kirchhoff und Drehbuchautor Sönke Andresen ist mit „Ostfriesisch für Anfänger“ eine humorvolle und zugleich berührende Geschichte über das schwierige Thema Inte­gration gelungen. Der Film, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gedreht, nimmt die Sorgen und Nöte der Einheimischen ebenso ernst wie die Beweggründe der Ausländer, nach Deutschland zu kommen. Und räumt nebenbei mit Vorurteilen auf.

Nach „Sein letztes Rennen“ und „Honig im Kopf“ ist „Ostfriesisch für Anfänger“ erneut eine Paraderolle für Dieter Hallervorden. Er zeigt sein schauspielerisches Talent, wenn er sich vom bitter enttäuschten einsamen Witwer zum strahlenden Helden für die fünf Ausländer entwickelt.

Clou ist neben den Darstellern aber das Plattdeutsche. Dadurch, dass Uwe konsequent nur Platt redet, was ja nicht alle verstehen, fühlen sich die Zuschauer selbst ein wenig wie Ausländer, die eine neue Sprache erlernen müssen.