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Literaturnobelpreis Ehrung für Bob Dylan

Keine Freude für den Buchhandel: Der Literaturnobelpreis geht an Musiker und Songschreiber Bob Dylan.

13.10.2016, 12:09

Stockholm (dpa) l Für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Songtradition bekommt der US-amerikanische Sänger und Songwriter Bob Dylan (75) überraschend den Literaturnobelpreis. "Er ist ein großartiger Dichter", sagte die Chefin der Schwedischen Akademie, Sara Danius, nach der Bekanntgabe am Donnerstag in Stockholm. "Seit 45 Jahren erfindet er sich immer wieder neu."

Dylan schreibe, um mit seinen Werken aufzutreten, erklärte die Jurorin. Nichts anderes habe der Dichter Homer vor einigen Jahrtausenden auch getan. Zu den berühmtesten Songs des als Robert Allen Zimmerman im US-Staat Minnesota geborenen Dylan gehören "Blowin' In The Wind" und "Like A Rolling Stone".

Der Musiker habe "den Status einer Ikone", begründete die Nobelpreisjury ihre Wahl. "Sein Einfluss auf die zeitgenössische Musik ist tiefgreifend." Der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck bezeichnete die Entscheidung der Akademie am Donnerstag dagegen als Witz: "Gelegentlich erlaubt sich die Akademie ein "Späßken"", sagte der ARD-Moderator ("Druckfrisch") der Deutschen Presse-Agentur. "Die Auszeichnung von Bob Dylan ist genauso ein Witz wie es die von Dario Fo war. Am besten, man lacht mit." Der italienische Autor und Theater-Macher Dario Fo hatte den Preis 1997 erhalten. Er starb am Donnerstag im Alter von 90 Jahren in Mailand – ausgerechnet am Tag der Vergabe des Preises an Bob Dylan.

Die Zuerkennung des Preises dürfte für Dylan eine genauso große Überraschung gewesen sein wie für alle anderen. Die Jury habe vor der Verkündung am Donnerstagmittag nicht mit ihm gesprochen, sagte die Chefin der Schwedischen Akademie, Sara Danius, nach der Bekanntgabe. Sie wollte ihn aber so schnell wie möglich anrufen. "Ich denke, ich habe eine gute Botschaft", sagte Danius in Stockholm.

Im vergangenen Jahr hatte die Jury die weißrussische Schriftstellerin und Journalistin Swetlana Alexijewitsch "für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt", ausgezeichnet.

In diesem Jahr waren rund 220 Autoren für den Preis nominiert. Den Preisträger wählt die Schwedische Akademie, die aus Schriftstellern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern und Historikern besteht, aus fünf Kandidaten auf einer Shortlist aus. Letzte deutschsprachige Preisträgerin war die Schriftstellerin Herta Müller 2009.

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Die mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 830 000 Euro) dotierte Auszeichnung wird am 10. Dezember – dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) – gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen in Stockholm verliehen.

Nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo überreicht. Damit hatte das norwegische Nobelkomitee in diesem Jahr Kolumbiens Präsidenten Juan Manuel Santos für seine Bemühungen um ein Ende des Bürgerkriegs in dem Land geehrt. Jurys in Stockholm hatten in der vergangenen Woche außerdem Preisträger in Medizin, Physik und Chemie gekürt. Die Preise gehen auf Nobels Testament zurück und werden seit 1901 vergeben.