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MDR-Krimireihe Im neuen „Zorn“ regnet es Fische

Für die „Zorn“-Krimireihe des MDR wird in Halle gerade der fünfte Teil mit dem Titel "Kalter Rauch" gedreht. Es wird surreal.

17.11.2016, 23:01

Halle (dpa) l Um einen Container im Hafen Halle herrscht Trubel. Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen ziehen sich Handschuhe an, mehrere Hafenmitarbeiter reden mit Polizeibeamten. Dazwischen die ungleichen Ermittler Claudius Zorn (Stephan Luca) und Schröder (Axel Ranisch), die aufgeregt gestikulieren. Durch die geöffnete Containertür sind Holzkisten und haufenweise Füllmaterial zu sehen. Über allem schwebt der Arm eines Kamerakrans. Es ist Probe. „Danke, das war super. Genau so machen wir es“, ruft Regisseur Andreas Herzog den Beteiligten am Donnerstag zu, als er von seinem Monitor aufschaut.

Die Szene ist Teil des Krimis „Zorn – Kalter Rauch“. Der fünfte Teil der Fernseh- und Romanreihe wird bis 2. Dezember in Halle gedreht. 22 Drehtage sind angesetzt, dann soll alles im Kasten sein. Neben dem Hafen sind auch der Zoo und der Stadtteil Neustadt Kulisse. Die Ausstrahlung in der ARD ist für das kommende Jahr geplant. Zum Aufgebot gehören auch die Schauspieler Devid Striesow („Ich bin dann mal weg“) und Sylvester Groth („Polizeiruf 110“). „Zorn – Kalter Rauch“ wird im Auftrag des MDR und der ARD Degeto vom Filmkombinat Nordost produziert.

Die Story ist surreal und komplex. „Wirklich unwirklich“, sagt Herzog. Aber genau darin liege das Besondere. „Wir nehmen den Zuschauer mit in eine Welt, die so nie stattfinden wird.“ Trotzdem sei es kein Klamauk, auch wenn eines Nachts Fische auf Straßen und Dächer klatschen und bei den späteren Aufräumarbeiten ein künstliches Hüftgelenk in einem Brunnen gefunden wird. Dessen Trägerin ist spurlos verschwunden, der Ehemann der Vermissten hüllt sich in Schweigen. Zorn und Schröder ahnen nicht, dass auch er längst in Lebensgefahr schwebt.

„Das ist der stärkste Zorn bisher“, sagt Luca. „Das ist wahnsinnig mutig, was hier passiert. Das wird ein Film, der mitreißt.“ Er dürfe endlich etwas machen, was er so noch nie machen durfte. „Das ist der Grund, warum ich Schauspieler geworden bin.“ Für die Darstellung des ewig Lederjacken tragenden Kauzes Zorn verlasse er gern die Komfortzone.

Neben der Ermittlungsarbeit muss dieser launische Typ um seine Beziehung zu Freundin Malina kämpfen, die ein Kind von ihm erwartet. Auch die Tatsache, dass der dicke Schröder jetzt sein Chef ist, schlägt dem „Mann im Zerstörungsmodus“, wie Luca sagt, auf den Magen. Und weil das nicht alles sein kann, wird im Elefantenhaus des Zoos auch noch die Leiche eines Pflegers entdeckt. Es ist die zweite Geschichte. Stephan Ludwig, Autor von Roman und Drehbuch, ergänzt: „Im Buch gibt es nur Fische, im Film haben wir auch Elefanten.“

Für Ranisch ist das „eine echt abgefahrene Geschichte“. Seine Filmfigur, der gutmütige Hauptkommissar Schröder, hadert ein bisschen mit dem neuen Chefsein. „Ich hab jetzt die Erlaubnis zum Arschtreten“, sagt er. Und tut er das auch? „Ich sage mal so: Schröder hat eben nur seinen Zorn. Das ist Männerfreundschaft.“

Vor Kurzem hat Ludwig den sechsten „Zorn“-Krimi mit dem Titel „Wie du mir“ veröffentlicht. Auch er spielt in Halle, eine Verfilmung ist wohl nur eine Frage der Zeit. Ranisch hat schon mal angekündigt, mit seinem Schauspielkollegen und Freund Luca für die Dauer des Drehs eine Wohngemeinschaft zu gründen. „Hotel ist super, aber eine Zweier-WG würde ich viel besser finden.“