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RTL-Show Sängerknabe gegen Busenwunder

Morgen wird der Dschungelkönig gewählt. RTL freut sich über den Erfolg von Staffel zehn. Dabei gibt es Abnutzungseffekte.

28.01.2016, 23:01

Berlin/Coolangatta (dpa) l Die Dschungelcamp-Moderatoren Sonja Zietlow (47) und Daniel Hartwich (37) haben sich für morgen schon festgelegt: Menderes Bağci und Sophia Wollersheim sind ihre Tipps für den Sieg der Jubiläumsstaffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Die eine war bis vor knapp zwei Wochen höchstens als deutlich jüngere Frau von „Rotlicht-König“ Bert Wollersheim bekannt und wurde über ihren üppig aufgepolsterten Vorbau definiert. Der andere galt als eine Art Running Gag der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, der nur mit Ach und Krach und Gnade statt Talent mal eine Runde weiterkam.

Doch sie haben überrascht: Beide sind tougher als erwartet. Der sonst oft gehänselte Bağci mit manchmal weinerlicher Stimme durchsteht inmitten von Ungeziefer die Prüfungen – und dankt danach noch, dass er mitmachen durfte. „Man merkt, dass er das Herz am rechten Fleck hat“, bringt Hartwich es auf den Punkt. Wollersheim spricht im Camp offen über ihre mehrfach operierte Fassade: „Das ist eigentlich nur Schutz.“ Die 28-Jährige erzählt, dass sie ihrem Mann das Taschengeld dosiert. Und hat genug Mumm, um Sprücheklopfer Thorsten Legat Paroli zu bieten.

Camp-Fans zieht das immer noch in den Bann. Die Zuschauerzahlen schwanken zwischen sechs und acht Millionen. Damit hält das Publikum die Urwaldshow wacker auf einem Niveau, das sonst nur hin und wieder von „Tatort“ und Fußball-Spitzenspielen getoppt wird. Und es ist nach „Wetten, dass..?“ und „Schlag den Raab“ wohl das einzige Format, bei dem regelmäßig die Sendezeit überzogen wird. RTL freut vor allem, dass die Marktanteile in den jüngeren Zielgruppen jenseits der 40 Prozent liegen. „Wir sind bisher absolut zufrieden“, sagt Markus Küttner (44), Bereichsleitung Comedy & Real Life.

Haufenweise News in sozialen Netzwerken oder über WhatsApp halten die Fans die ganze Staffel über bei Laune. Sie bekommen Links zu Videos, zu Insiderinfos oder Bilder aus dem Pritschenlager aufs Smartphone geschickt – und immer wieder die Sendezeit, um pünktlich einzuschalten.

Und doch macht sich Unmut breit. Nach einem ganz gelungenen Auftakt nehmen Kritiker etwa seit der Halbzeit häufiger das Wort Langeweile in den Mund. Fernsehforscherin Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg sagt: „Viele Aktionen sind pure Wiederholungen wie etwa Nathalies Flirt mit David im Dschungelteich. Auch die immer gleichen Dschungelprüfungen haben sich nach zehn Staffeln abgenutzt.“ Ein Effekt, der im Staffelvergleich – gemessen rein an den Quoten – aber ohne größere Folgen für den Kölner Privatsender bleibt.

Neue Regeln sollten etwas mehr Pep bringen. So teilte RTL die Truppe aus erstmals zwölf Campern und schickte sie in zwei getrennte Lager. RTL-Mann Küttner: „Eine ganz neue Dynamik entsteht, wenn sie dann in einer Gruppe aufeinandertreffen. Dieser Plan ist aufgegangen.“