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Konzert Zum 93. Geburtstag auf der Bühne

Ausnahmepianist Menahem Pressler gibt im Dezember drei Konzerte in Magdeburg.

Von Grit Warnat 06.12.2016, 00:01

Magdeburg l „Du sitzt in diesem Theater und hast ein Publikum, das dir zuhört, das mit dir spricht. Das geht sehr tief. Dann habe ich das Gefühl, ich bin wieder nach Hause zurückgekommen.“ Diese Sätze hat Menahem Pressler vor vier Jahren gesagt, als er wieder einmal in Magdeburg zu Gast war und zwei Konzerte mit der Magdeburgischen Philharmonie im Opernhaus gegeben hat. In diesem Monat reist der begnadete Klaviervirtuose, der mit dem legendären Beaux Arts Trio fünf Jahrzehnte durch die Welt tourte, erneut in die Elbestadt.

Dass Pressler alljährlich den Weg aus Amerika in seine Geburtsstadt findet, ist keineswegs selbstverständlich. Pressler hatte mit jungen Jahren in Magdeburg eine „verzweifelte Zeit“, wie er sagte, erleben müssen. Die Nazis waren an der Macht. In der Pogromnacht wurde auch der Laden des Vaters zerstört und geplündert. Wenn Pressler seine Erinnerungen an einst wachruft, dann spricht er von Ängsten und wie ihm damals die Musik über diese Ängste hinweggeholfen habe. Die Familie Pressler flüchtete vor Demütigung und Repressalien über Italien nach Palästina. Nicht alle überlebten den Holocaust – Stolpersteine in der Nähe der Johanniskirche erinnern an Familienmitglieder.

Magdeburg, das sagte Pressler bei einem seiner Besuche, war unglaublich schmerzhaft in seinen Erinnerungen verankert. Es dauerte bis 2001, dass er zum ersten Mal in die Stadt seiner Kindheit zurückkehrte. 2009 wurde er Ehrenbürger Magdeburgs, da war er schon Träger des Bundesverdienstkreuzes. Als er 2012 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte, sprach er von Freude und großer Ehre. Pressler liebt die deutsche Literatur, die deutsche Musik.

Und er ist wieder gern in der Stadt seiner Kindheit, seiner Jugend. Die Magdeburger wissen das zu schätzen. Wenn er im Opernhaus an das Klavier tritt, dann will der Beifall kein Ende nehmen. Pressler wird seit Jahren gefeiert, die Sinfoniekonzerte mit ihm als Solist sind immer monatelang vorher ausverkauft. Das Publikum weiß um seine großen kammermusikalischen Erfolge, seine Virtuosität trotz seines Alters, um seine nicht enden wollende Suche nach der Perfektion, um seine von Wärme und Emotionalität geprägten Auftritte. Wer ein Konzert mit dem Klavierpoeten im Opernhaus erlebt, der kennt die Schwere in dessen Leben.

Dass es bei seinem Auftritt am 16. Dezember besonders bewegend werden wird, liegt auf der Hand. Nicht, weil Pressler mit Mozartscher Musik angekündigt ist, sondern weil er an jenem Tag im Jahr 1923 in dieser Stadt geboren wurde. Dieser 16. Dezember ist sein Tag, es ist sein 93. Geburtstag. Von sich aus hatte er Generalintendantin Karen Stone angeboten, diesen Abend als Solist zu bestreiten.

 

Wer sich vergeblich um Karten für das Opernhaus bemüht hat: Am 18. Dezember spielt Menahem Pressler mit dem Rossini-Quartett in der Staatskanzlei. Karten dafür gibt es noch.