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Der Stendaler Nils Ole Oermann legt eine spannende Sittengeschichte der Finanzbranche vor Die größten Zocker im Casino Global

14.02.2013, 01:12

Stendal (kö) l Wer sind die namenlosen Banker, die mit dem Geld anderer Leute 30 Millionen Euro im Jahr verdienen und sich zum Geburtstag gerne mal die Rolling Stones einladen? Der Stendaler Professor Nils Ole Oermann hat sich für sein neues Buch "Tod eines Investmentbankers" den Prototypen des aggressiv zockenden Investmentbankers im Casino Global herausgesucht und beschreibt exemplarisch eine eigene Kultur innerhalb der Finanzindustrie. Der vor 13 Jahren nach rasantem Aufstieg bei einem Flugzeugunglück umgekommene Edson Mitchell war es, der die Deutsche Bank ab Mitte der 1990er Jahre von einem zweitklassigen Marktteilnehmer zum Global Player im Investmentbanking gemacht hat. Er ist heute noch Vorbild von Anshu Jain, dem Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank. Oermann macht sich auf die Spur dieses Mannes, recherchiert und führt unter anderem Gespräche mit ehemaligen und aktuellen Vorstandsmitgliedern der deutschen Bank. Der 40-jährige Autor ist Professor an der Leuphana Universität Lüneburg, hat in Oxford und Harvard studiert, war persönlicher Referent von Bundespräsident Horst Köhler und berät heute noch das Finanzministerium. Nebenbei betätigt er sich als ehrenamtlicher Pastor in Stendal. Sein Stil ist jedoch keineswegs akademisch oder pastoral. Er hat ein Gespür für Szenen und Bilder, zeichnet Charaktere und der verblüffende Blick in die surreale Welt der global agierenden Finanz-Haie ist als erschreckendes Faszinosum auch unterhaltsam.

Herder Verlag, 260 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-451-30676-1