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Volksstimme-Interview mit Stiftungsleiterin Kerstin Wahala zur neuen Neo-Rauch-Ausstellung "Neo und ich sind in Aschersleben verwurzelt"

Von Uta Baier 15.03.2013, 01:18

Am Sonnabend eröffnet die Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben ihre nächste Ausstellung. Es ist die zweite seit ihrer Gründung 2012. Uta Baier sprach mit Kerstin Wahala, Stiftungsvorsitzende, über das erste Jahr und ihre Pläne für die nächsten zehn Jahre.

Volksstimme: Die Ausstellung in der Grafikstiftung Neo Rauch hatte in ihrem ersten Jahr 5000 Besucher. Sind Sie damit zufrieden?

Kerstin Wahala: Ja. Wir sind wirklich überrascht. So viele haben wir nicht erwartet.

Volksstimme: Aber sind 5000 Besucher pro Jahr nicht doch ein bisschen wenig?

Wahala: Nein, die Mehrzahl kommt von außerhalb. Die haben sich auf den Weg gemacht und sind extra nach Aschersleben gefahren. Das zeigt uns, dass es Interesse gibt.

Volksstimme: Fehlen Ihnen nicht die Besucher aus Aschersleben?

Wahala: Die kommen ja auch. 5000 Besucher sind eine realistische Zahl. Sicher, man muss manchen schon noch ein wenig die Berührungsangst und auch die Ehrfurcht nehmen. Ich habe zum Beispiel für Kunsterzieher Material zusammengestellt, seitdem gehen sie mit ihren Klassen in die Ausstellung. Außerdem hat die Salzlandsparkasse zwei Programme gestiftet - für Grundschüler und Gymnasialschüler. Nun können die Schüler kostenlos in die Ausstellung gehen und bekommen ein spezielles Programm. Sie kommen sogar mit ihren Eltern.

Volksstimme: Morgen eröffnet die zweite Ausstellung. Was werden die Besucher sehen?

Wahala: Wir zeigen etwa 20 Grafiken und 34 Zeichnungen aus Privatbesitz.

Volksstimme: Sind das bekannte Zeichnungen?

Wahala: Sie wurden noch nie gezeigt und sind auch unverkäuflich.

Volksstimme: Eine Ausstellung, die ein ganzes Jahr läuft, ist selten. In Ihren Galerien in Berlin und Leipzig wechseln die Ausstellungen schon im Ein- oder Zwei-Monats-Rhythmus.

Wahala: Für die Grafikstiftung ist der Ausstellungswechsel im Jahresrhythmus perfekt. Viele Sammler haben mir geschrieben, dass sie nicht zur Eröffnung kommen können. Sie werden die Ausstellung später besuchen.

Volksstimme: Neo-Rauch-Sammler aus der ganzen Welt kommen in die Grafikstiftung nach Aschersleben?

Wahala: Klar, das Interesse ist groß bei den Sammlern. Eines der letzten verfügbaren grafischen Blätter, um die Aschersleber Stiftung unterstützen, habe ich gerade in New York verkauft.

Volksstimme: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Wahala: Wir haben parallel zur Ausstellung immer eine mediale Begleitung. Jetzt werden wir Audiotexte anbieten, die Bildbeschreibungen zu Neo-Rauch-Gemälden geben. Die Gemälde sind auf einem Bildschirm zu sehen. Ein eigener Audioguide zu den Grafiken - das ist mein Traum.

Volksstimme: Warum nur ein Traum?

Wahala: Nun, das ist eine finanzielle Frage. Ein Audioguide ist teuer, aber in den nächsten zwei bis drei Jahren schaffen wir das. Wir sind eben wirklich eine kleine Stiftung. Vielleicht kuratiert Neo Rauch auch Ausstellungen mit jungen Künstlern. Aber das sind Pläne für die nächsten fünf bis zehn Jahre

Volksstimme: Wenn man so eine Grafikstiftung hat, muss man auch Grafiken machen. Machen Sie Neo Rauch Druck?

Wahala: Den macht er sich schon selbst. Ich beruhige ihn, dass zwei, drei neue Grafiken im Jahr völlig ausreichend sind. Aber er sagt, ich habe etwas vorgegeben, nun müsse er das auch erfüllen.

Volksstimme: Wie viele Grafiken sind denn in diesem Jahr schon entstanden?

Wahala: Schon zwei.

Volksstimme: Die in der neuen Ausstellung gezeigt werden?

Wahala: Ja und auch zwei Leinwände. "Grund" von 1993 und "Blumenhof" von 2012. Wir sind ganz stolz, dass es so gut funktioniert mit unserer Stiftung und dass sie in Aschersleben so gut angenommen wird. Neo und ich sind in Aschersleben schon sehr verwurzelt.

Volksstimme: Neo Rauch ist in Aschersleben aufgewachsen.

Wahala: ... und ich bin da geboren.

Volksstimme: Sie sind in Aschersleben geboren?

Wahala: Ja, ich bin dort geboren, habe die ersten fünf Jahre meines Lebens in Ascherleben gelebt und hatte meine Großmutter dort. Ich bin also immer wieder nach Aschersleben gekommen. Bei der Eröffnung der Stiftung erfuhr ich, dass mein Urgroßvater einst am Dach unseres Ausstellungshauses mitgearbeitet hat.