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Göttingen ist Schauplatz für den Krimi "Das Schwarzenfels-Komplott" Von wegen ruhige Studentenstadt

24.12.2013, 01:08

Berlin (dpa) l Göttingen ist eher selten der Schauplatz eines Mordes - jedenfalls im Fernsehen. Das Stadtbild prägen stattdessen eifrige Studenten. Einer von ihnen findet in einem neuen Roman einen Kunstnachlass, der an den Fall Gurlitt erinnert. Die Nazikunst ist jedoch nur die halbe Wahrheit.

Am Sonntagabend darf mittlerweile fast jede mittelgroße Stadt in Deutschland ihren eigenen "Tatort"-Kommissar bewundern. Zuletzt kam eine Gast-Ermittlerin sogar aus dem Ostfriesland-Idyll Aurich. Göttingen - mit rund 120.000 Einwohnern knapp dreimal so groß wie Aurich - hat es noch nicht zu einem eigenen Ermittlungsteam in dem Krimi gebracht. Das Zeug zum mysteriösen Tatort hätte die Studentenstadt jedoch ohne Weiteres, beweist der Debütroman eines ehemaligen Göttinger Studenten.

Der 28 Jahre alte Julian Skupin legt mit "Das Schwarzenfels-Komplott" einen gut 220 Seiten langen Thriller vor, der auf den ersten Blick an den (realen) Fall des Cornelius Gurlitt in Bayern erinnert: In einer Familie wurden etliche Kostbarkeiten und Kunstwerke weitervererbt, die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Während Gurlitt auch noch im Rentenalter in einer einfachen Etagenwohnung haust, machen sich die Nachkommen der Adligen-Familie von Schwarzenfels nahe Göttingen ein schönes Leben ohne Geldsorgen, dafür mit Villa, gutem Rotwein und Luxusschlitten.

Alexander von Schwarzenfels, 26 Jahre alter Medizinstudent und Hauptfigur der Geschichte, legt die Strecke zur Uni im studentenuntypischen BMW Coupé zurück. Nur aus Zufall findet der junge Mann auf einem Semesterausflug in den nahen Harz ein Kunstwerk, das seinen Vater gemeinsam mit seinem Opa bei einer Straftat zeigt. Der junge Mann ermittelt gegen seine eigene Familie - und deckt eine erschreckende Wahrheit über seine Vorfahren auf.

Die Nazikunst ist dabei nur die halbe Wahrheit, um die Skupin eine kurze Geschichte mit einigen gelungenen Spannungsmomenten strickt. Die häufig gestelzte Sprache - schließlich sprechen hier Adlige! - und teils lange Schilderungen von Gedanken und Umgebung halten nicht davon ab, sich mit von Schwarzenfels und seiner wundervollen Freundin Anna durch vernebelte Wälder und geheime Gänge zu gruseln.

Die südniedersächsische Stadt und der nahegelegene Harz bilden dabei eine schaurig-schöne Kulisse, um Menschen morden, rauben und intrigieren zu lassen. Mal sehen, ob auch der "Tatort" einmal vorbeischaut? Drei "Tatort"-Kneipen gibt es in Göttingen zumindest schon.