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Heinz Rudolf Kunze begeistert das Publikum im Alten Theater in Magdeburg Mit Leib und Seele

Er ist einer der letzten großen Rocker in Deutschland - Heinz Rudolf
Kunze. Am Sonntag bewies der Sänger in Magdeburg, dass er aber noch
nicht zum alten Eisen gehört.

Von Renate Bojanowski 28.01.2014, 01:25

Magdeburg l Seine Fans nennen ihn liebevoll HRK und strömten am Sonntagabend zu Hauf ins Magdeburger "Alte Theater". Sein Markenzeichen ist die dunkle Hornbrille, und er schaut ein wenig grimmig vom Plakat. Die Rede ist von Heinz Rudolf Kunze. Mit seiner "Stein vom Herzen"-Tour rockte der charismatische Dichter und Denker das Auditorium am Jerichower Platz.

Wer zu Kunze geht, sollte einiges vertragen. Wortspiele voller Spott, beißender Ironie bis hin zum Sarkasmus. Er provoziert und übertreibt, hält seinem Publikum den Spiegel vor, legt den Finger nicht nur in die Wunde, sondern steckt ihn tief hinein in den Schlamassel.

Wer bei "Wertstofftüte", "Pilzbefall", "Darmstadt" oder "Dunstabzugshaube" ins Grübeln kommt, ist bereits angesteckt. Der Rockpoet besingt "Europas Sohn", fragt frech "Schämt ihr euch nicht?" fabuliert über den "Dritten Geldkrieg" und rät ganz offen: "Merkelt euch das!" Dummheit und Hass bekommen ebenso ihr Fett weg wie NSA oder NSU, Ulrich Deppendorf, Hoeneß und Ronald Pofalla. Edward Snowden ist für Heinz Rudolf Kunze der letzte Held der sogenannten freien Welt, deswegen "... muss man das Leben nehmen, aber nicht sich ..."

Kunzes markante Stimme tönt eindrucksvoll, mahnt, schreit heraus, befreit vom Frust. Mit feinstem Rock vor sattem Gitarrensound bringt er den Stein ins Rollen, lässt es richtig krachen. Die eingängigen Melodien erreichen das Magdeburger Publikum rasch, es klatscht, jubelt und gibt einen genauso guten Chor wie Echo. Kunze scheint in der Menge zu baden, fühlt sich wohl. Im ersten Teil genießen die Zuhörer seine neuen Songs, laben sich an seinen kreativen poetischen Texten mit den erfindungsreichen Metaphern. Natürlich kann er auch die leisen Töne, weiß seinen Ausdruck zu zähmen. Schön, wie er die zarten Töne zelebriert und seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Die Songs wecken auf, machen Mut und ja, sie machen auch fröhlich. "Männergebet", Gib nicht auf" und "Hallo Himmel" versetzen das Publikum in den "Mitmachmodus", und Kunze setzt immer noch einen drauf. Irgendwann erwischt er seine Fangemeinde "Mit Leib und Seele", gesteht ihr "Dein ist mein ganzes Herz" und träumt "Es wird ein gutes Leben". Gemeinsam mit Kult-Detektiv Philipp Marlow geht er auf die Suche nach "Mable" und gibt ihr schließlich "Alles was sie will". Natürlich geht nichts ohne "Verstärkung"! Die Band hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, rockt, was das Zeug hält. Schade, dass ein solcher Abend allzu schnell zu Ende geht.