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Leipziger Buchmesse Schreiben lernen kann jeder

Das eigene Werk gedruckt in den Händen halten: Immer mehr Anbieter
wollen ambitionierten Autoren helfen, diesen Wunsch zu verwirklichen.
Auch Verlage mischen mit.

10.03.2014, 01:35

Berlin (dpa) l "Ich will schreiben und sonst nichts." Eigene Geschichten als Buch zu veröffentlichen, sei ein Jugendtraum, erzählt Ute Sybille Schmitz. Die 54-jährige Berlinerin hat ihn sich erfüllt: Zwei Jahre belegte die gelernte Drehbuchautorin nebenberuflich eine Fernausbildung in Kreativem Schreiben. Die Idee zu einer Fantasy-Geschichte für Kinder hat sie nun auf eigene Kosten mit einem Büro für Lektorat, Satz und Grafik umgesetzt.

Services und Kurse wie diese sind gefragt. Aufmerksamkeit erhoffen sich die Anbieter bei der Leipziger Buchmesse. Mit Slogans wie "Jeder kann schreiben lernen" richten sie sich oft auch an Laien. Das Feld ist längst nicht mehr nur sogenannten Zuschussverlagen überlassen, bei denen für Veröffentlichungen saftige Preise fällig werden.

"In Verlagen hat man manchmal den Verdacht, dass jeder zweite Deutsche ein Manuskript in der Schublade hat", sagt die Leiterin der Kölner Bastei Lübbe Academy, Ann-Kathrin Schwarz. Die verlagseigene Schule bietet seit 2013 Seminare für angehende Autoren. Das Interesse gehe durch alle Schichten, vom pensionierten Lehrer über den Schreiner bis hin zu Studenten. Vermittelt wird ihnen an der Academy auch Marktwissen, etwa wie man für ein bestimmtes Genre den richtigen Verlag findet oder eine Idee vermittelt. Grundlagen des Schreibens unterrichten dort auch etablierte Autoren wie Andreas Eschbach.

Bis zu 500 Euro kosten drei Tage. Profitorientiert sei die Schule nicht, betont Schwarz\'Kollege Jan Wielpütz: "Wenn bestimmte Bücher wie zuletzt Erotikromane überraschend erfolgreich sind, suchen Verlage nach Ähnlichem. Für unsere Konzepte fehlten uns aber immer wieder professionelle deutschsprachige Autoren." Diese glaubten häufig an angeborenes Talent, während der Beruf in den USA und Großbritannien als erlernbar gelte.

Dieses Handwerk habe ihr die Fernausbildung bei der "Schule des Schreibens" durchaus vermittelt, sagt Ute Sybille Schmitz. "Am Anfang habe ich mich gefragt, ob solche Kurse Geldmacherei sind." Je nach Dauer kosten sie bis zu 2500 Euro. Dafür erhalten Teilnehmer Lernhefte zu Themen wie Figuren, Plot oder Genres; Schreibaufgaben beurteilt ein Seminarleiter schriftlich.

Vor allem beruflich wie familiär stark eingebundene Frauen zähle man zur Zielgruppe, erläutert eine Sprecherin der Hamburger Fernschule. Diese ist Teil der Klett-Gruppe. Mehr als 2000 Teilnehmer seien aktuell eingeschrieben. Die Nachfrage werde immer wieder durch Buchmarkt-Trends angekurbelt: Als Hausfrau Bestseller zu schreiben, das hat nicht nur "Harry Potter"-Erfinderin Joanne K. Rowling vorgemacht.

Vor demotivierenden Anfängerfehlern könnten solche Kurse bewahren, heißt es beim Freien Deutschen Autorenverband (FDA). Die große Karriere dürfe man sich wegen der Werbeversprechen jedoch nicht erhoffen.

Verlage verzeichnen weniger Einsendungen von Manuskripten

Einen renommierten Verlag suchen nämlich auch Kurs-Absolventen oft vergeblich. Professionelle Manuskripteinsendungen erhalte man selten, sagt die Pressechefin des Berlin Verlags. Die Texte passten meist weder qualitativ noch inhaltlich ins Programm. Generell gebe es aber weniger Einsendungen als früher: "Jungautoren machen Ausbildungen an Literaturinstituten in Leipzig und Hildesheim." Verlagskontakte werden dann oft über Agenturen geknüpft.

Verlagsabsagen erhielt auch Ute Sybille Schmitz zunächst. Nun, da sie sich zu den sogenannten Self-Publishern zählt, ist ihr Buch "Bellana und die Berge von Fennatien" im Online-Handel. Sie bereut nichts.