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Biederitzer Kantorei führte im Kloster Unser Lieben Frauen Telemanns Komposition auf "Johannespassion" mit bewegenden Momenten

Von Rolf-Dietmar Schmidt 20.03.2014, 01:22

Magdeburg l Es ist kaum zu glauben, welche Anziehungskraft die Musik Telemanns auf die Zuhörer ausübt. Mehr als 40 Veranstaltungen innerhalb weniger Tage, und dennoch ist das Interesse ungebrochen. Bei der Johannespassion 1745 war das nicht anders. Ein Dienstagabend ist bestimmt nicht der beste Termin, aber trotzdem war die Konzerthalle des Klosters Unser Lieben Frauen gut gefüllt.

Natürlich lag das auch an den exzellenten künstlerischen Akteuren, allen voran die Biederitzer Kantorei, die sich in den zurückliegenden Jahren mit zahlreichen Auftritten und Interpretationen seltener Telemann-Werke einen sehr guten Ruf erarbeitet hat. Gründer Michael Scholl hatte an diesem Abend die musikalische Gesamtleitung.

Zusammen mit der "Cammermusik Potsdam", einem Ensemble, das sich auf Barockmusik und königliche "Cammermusiken" wie am Hofe Friedrich des Großen spezialisiert hat, war die Grundlage für einen musikalischen Leckerbissen bereits gegeben. Hinzu kamen die bestens aufgelegten Solisten, allen voran die Sopranistin Heidi Maria Taubert, die wohl mit der Arie "O wie brichst du mir das Herz" einen der bewegendsten Momente des Konzertes gestaltete. Nicht minder eindrucksvoll agierten die Altistin Manja Raschka, Michael Zabanoff (Tenor) als Evangelist und der Bass Matthias Vieweg als Jesus. Kleinere Partien gestalteten die Sopranistin Hedwig Geske als Magd, der Tenor Tobias Wollner als Petrus und Pilatus sowie der Bass Marko Meissner als Knecht und Diener.

Die ursprünglichen Gottesdienste zu kirchlichen Festtagen, an denen die Geschichte der Evangelisten rezitiert wurde, entwickelten sich im Laufe der Jahre zu den Passionen mit vertonten Rezitativen, großen Chorälen und orchestraler Begleitung. Telemann hat wahrscheinlich mehr als 40 Passionen geschrieben, von denen allerdings nur die Hälfte heute verfügbar ist. Die Johannespassion 1745 ist die Passion, die unverändert bis heute die geniale Kompositionskraft, die Dramatik und schnörkellose Musikführung Telemanns am besten widerspiegelt.

Berücksichtigen muss man dabei, dass der Komponist mit den strengen Regeln der Hamburgischen Kirchenmusik leben musste. In einem bestimmten Rhythmus wurden die Passionen der vier Evangelien innerhalb weniger Tage in der Osterzeit in fünf Haupt- und acht Nebenkirchen aufgeführt. Das war ein religiöser Konzertmarathon, der für viele Sänger und Musiker gesundheitliche Folgen hatte. Telemann musste sich darauf einstellen und auf musikalische Schwierigkeiten verzichten. Das aber hat seinen Passionen nicht geschadet, wie bei dieser Aufführung eindrucksvoll zu hören war.