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Gitarre der Rockgeschichte Verbrannt, zertrümmert und angebetet

Er war einer der Pioniere in der Geschichte der E-Gitarre. Vor 60 Jahren erfand Leo Fender die wohl berühmteste Gitarre der Rockhistorie - die Fender.

Von Jan Kubon 21.03.2014, 01:19

Magdeburg l Pete Townshend von "The Who" schwingt seine Fender-Gitarre und rammt sie in die Boxen seiner Verstärkeranlage. Es ist der infernalische Höhepunkt der Show seiner Band. Hals, Körper und Elektronik des Instrumentes zersplittern. Die Teile der zerborstenen Gitarre werden später zu Devotionalien für Rockfans und erzielen bei Auktionen Höchstpreise. Überhaupt sind Gitarren der Marke Fender, die von berühmten Musikern gespielt wurden, heute wertvolle Sammlerstücke, deren Wert im sechsstelligen Bereich liegen.

Als Leo Fender in den fünfziger Jahren begann, Gitarren zu bauen, war sein Ziel, eine E-Gitarre zu konstruieren, die mit ihrem durchsetzungsfähigen Klang als Rhythmusinstrument das Schlagzeug unterstützen sollte. Sein erstes Modell war die "Telecaster" aus dem Jahr 1951, die in fast unveränderter Bauweise auch heute noch produziert wird. Keith Richards von den Rolling Stones schwört bis heute auf den Sound seiner alten "Tele".

Vielen anderen Gitarristen war die Form zu eckig und zu sperrig und der Sound nicht variabel genug. Also beschloss Fender, eine Gitarre zu bauen, die mit ihrem an die Heckflossen eines Cadillacs erinnernden Design dem Zeitgeschmack mehr entsprach. Um die Klangvielfalt seines Instrumentes zu erhöhen, versah er es mit einem Vibratohebel und taufte das Modell "Stratocaster".

Gitarre mit Heckflossen

Doch die Reaktionen der Musiker, die die Prototypen testeten, waren ernüchternd. "Wie ein billiges Blechbanjo klingt diese Gitarre" klagte der Gitarrist Bill Carlson. Und auch das Design stieß auf wenig Gegenliebe. Am Design hielt Fender fest, Vibratohebel und Tonabnehmersysteme hingegen wurden überarbeitet und so entstand die Gitarre, die seitdem Generationen von Musikern begeisterte.

Die Liste berühmter Gitarristen, die auf "ihre Fender" schwören, liest sich wie das "Who is Who" der Rockmusik: Eric Clapton komponierte seinen Welthit "Layla" auf einer Fender, die er liebevoll "Brownie" nannte. Mark Knopfler von Dire Straits spielt live immer auf seiner roten Fender, und David Gilmour von Pink Floyd hütete seine Stratocaster mit der Seriennummer 0001 aus dem Jahr 1954 wie einen Schatz.

Zerstörung als Akt der Rebellion

Aber nicht jeder Musiker ging so respektvoll mit dem Kultobjekt um. Kurt Cobain von der Band Nirvana zerstörte am Konzertende regelmäßig sein Instrument, eine Marotte, die er sich vom Who-Gitarristen Pete Townshend abgeschaut hatte. "Es war ein Akt der Rebellion", entschuldigte er später die Zerstörungsorgien.

Aber ganz gleich, ob sie ihre Gitarren behüten oder öffentlich zertrümmern - in einem Punkt sind sich alle Musiker einig: ohne die Gitarren von Leo Fender wäre die Rockmusik heute nicht wie sie ist. Heute vor dreizehn Jahren verstarb Leo Fender - seine Instrumente allerdings machen ihn unsterblich.