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Hinter den Kulissen Peng, Pling, Paff - Stefan Köhler ist Radio-Produzent

Wenn im Radio ein Lied verklingt und der Moderator noch schweigt, ist es
trotzdem nicht still. Denn dann spielen Sender ihre individuellen
Werbezettel fürs Ohr - Collagen aus Stimme, Melodien und Geräuschen.
Stefan Köhler bastelt solche Mixe. Er ist Produzent bei Rockland.

Von Elisa Sowieja 11.04.2014, 03:19

Magdeburg l Stefan spielt auf der Arbeit jeden Tag mit einem Baukasten. Holzklötze und Lego-Steine liegen zwar nicht darin - mit 38 Jahren wäre das auch etwas merkwürdig. Dafür hat er eine Straßenbahn, eine Rakete und einen Heiligenschein. Mit einem Klick am Computer kann er das Geräusch seiner Wahl auf eine Melodie legen. Jetzt noch einen Satz dazugemischt, der dem Hörer sagt, was er eingeschaltet hat, und fertig ist ein Radio-Jingle.

Mit solchen Collagen verleiht Stefan Köhler dem Jugendsender Rockland Wiedererkennungswert. Er mixt als Produzent aber auch Ankündigungen für Verlosungen und Konzerte. "Bei der Gestaltung habe ich freie Hand. Ich weiß ja, wie der Sender klingen soll", erzählt der Magdeburger. Schließlich macht er den Job seit zehn Jahren. Und darauf vorbereitet hat er sich im Prinzip schon mit 16.

Das Gesicht hinter der rauchigen "Wetter"-Stimme

Damals gründete er mit ein paar Kumpels eine Hip-Hop-Kombo namens OSTEE. Im Kinderzimmer frickelte er zum ersten Mal Melodien und Rhythmen aus mehreren Liedern zusammen - mit sehr begrenzten Möglichkeiten. "Ich hatte einen alten C64 und ein Programm mit gerade mal vier Tonspuren", erinnert sich Stefan Köhler. "Schon zu dieser Zeit ist mir die Idee gekommen, später mein Geld mit Musik zu verdienen." Auf dem Weg dahin nahm er noch ein paar Umwege - eine Lehre als Industriemechaniker zum Beispiel. Über ein Praktikum landete er schließlich beim Radio. Für einen Produzenten ist das nicht ungewöhnlich. "Bei uns sind fast alle Quereinsteiger", erzählt er.

Inzwischen hat Stefan Köhler noch einen zweiten Job, von dem kein Hörer weiß, wer dahintersteckt: Er ist die rauchige Stimme, die alle halbe Stunde locker-lebhaft "Wetter" und "Verkehr" sagt. Als sogenannte Station Voice des Senders spricht er sämtliche Rubriken, Jingle-Texte und Ankündigungen ein.

Am Anfang musste er sich dabei ganz schön konzentrieren - als Magdeburger Kind hat man es ja mit dem dialektfreien Sprechen nicht so leicht. Da wurde aus einem "Schirm" auch mal ein "Schürm". "Aber wenn ich heute das Mikro einschalte, schaltet sich mein Dialekt quasi aus", sagt der 38-Jährige. Um Station Voice zu werden, musste er nicht etwa zu einem Casting mit kritisch dreinblickender Jury. Es genügte eine Demo-Aufnahme, die er seinem Chef in die Hand drückte.

Manchmal sammelt er nach Feierabend noch Geräusche

Wenn Stefan Köhler abends seinen Rechner herunterfährt, hat er nicht immer Schluss. Manchmal sammelt er nach Feierabend noch Geräusche. "Ich habe schon das Kassenpiepen im Supermarkt aufgenommen", verrät er. "Und das Rattern meiner Auto-Scheibenwischer." All diese Alltagstöne speichert er in einer riesigen Bibliothek auf dem Computer. Sie dienen einem Ziel, mit dem jeder Radiomacher an die Arbeit geht: "Wir wollen beim Hörer Bilder im Kopf erzeugen."

Vor den Kulissen ist der 38-Jährige übrigens auch manchmal zu finden. Am Wochenende steht er an den Plattentellern von Magdeburger Diskos und legt Hip Hop, Black Musik und Dubstep auf. Aber sein Name wird auch dort nicht bekannt. Denn Clubgänger kennen ihn nicht als Stefan Köhler, sondern als EV Flash.