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Ausstellung in Magdeburg Mit dem Otter auf Tuchfühlung

Pünktlich zum Weltmuseumstag eröffnet am Sonntag das Museum für
Naturkunde einen weiteren Themenraum. Er widmet sich dem Lebensraum
Mittelelbe.

Von Jan Kubon 16.05.2014, 01:13

Magdeburg l Betritt man den Saal, eröffnet sich dem Besucher eine faszinierende Naturwelt. Am Fuße eines alten Baumes, inmitten des Bruchwaldes, zieht eine Biberfamilie ihre Jungen auf, ein anderer Breitschwanz markiert sein Revier, und über allem thront der Eisvogel und wartet auf den nächsten Fisch.

Fast glaubt man, den Geruch im Wasser vermodernder Äste zu riechen oder das Rascheln des Bibers zu hören, der sich gerade seinen Weg durch das Labyrinth aus Totholz und Schilf bahnt. Eine herausragende Leistung der beiden Präparatoren Peter Chwalisz und Andreas Seidel.

Mittelelbe in Magdeburg ist "unser Amazonas"

Über dreihundert Arten sind in dem Saal ausgestellt, doch nicht jede ist für den Besucher sofort sichtbar. Und das ist das Konzept. Die Besucher sollen sich Zeit nehmen für die vielen liebevoll gestalteten Details, wie zum Beispiel den nur fünf Zentimeter großen Jungstichling, der versucht, vor dem herabstoßenden Eisvogel zu flüchten.

"Das sind schon sehr viele Arten, die wir hier präsentieren. Aber genau diese Artenvielfalt macht ja das Singuläre des Lebensraums Mittelelbe aus", erklärt Dr. Hans Pellmann, Leiter des Museums für Naturkunde, und ist dabei sichtlich stolz auf das, was sein kleines Team hier geleistet hat. Und Museumspädagoge Marcus Pribbernow, der genau wie die anderen im Team der Eröffnung entgegenfiebert, fügt hinzu: "Die Mittelelbe ist unser Amazonas".

Von Fischotter bis Seeadler im Museum

Das Zentrum der Schau bildet ein fünfzehn Meter langes Diorama, das dem Besucher einzigartige Einblicke in die Artenvielfalt und Schönheit des Lebensraums Mittelelbe bietet und ihn mitnimmt auf eine Reise vom Bruchwald bis in die Aulandschaft.

Und letztere zeigt sich als Spiegelung in zwei verschiedenen Jahreszeiten. Während sich in der sommerlichen Aulandschaft Fischotter und Fischadler in üppiger Flora präsentieren, wartet in der winterlichen Version der Seeadler auf einem mit Raureif überzogenen kahlen Ast auf die nächste Beute.

Kleine Sensationen im Verborgenen

Der zweite Blick ist den Naturkundlern wichtig. Denn im Verborgenen sind sie zu finden, die kleinen Sensationen, die die Natur für die Besucher parat hält. Zum Beispiel in der Vitrine zum Thema "Weichholzaue". Neben Braunfröschen, Erdkröten, Wandermuscheln und Gelbrandkäfern kann man hier auch einen urzeitlichen mittelelbischen Dauermieter finden - den Urzeitkrebs Lepidurus. Mit einem überlebensgroßen Modell kommt das nur wenige Zentimeter kleine Tier hier ganz groß raus.

Seit eineinhalb Jahren laufen die konkreten Planungen für das ehrgeizige Projekt. Mit der Eröffnung des Raumes ist ein weiteres wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Etablierung der Naturkunde im Zweisparten-Museum erreicht. "Nachdem klar war, dass die Naturkunde kein eigenes Haus bekommen wird, haben wir im Museum beschlossen, die Naturkunde neu aufzustellen und weiter nach vorne zu bringen", sagt Hans Pellmann.

Mit der Neueröffnung des Raumes "Mittelelbe" ist dies definitiv gelungen. Um den an Details und Informationen reichen Raum zu erkunden, sollte man genügend Zeit einplanen und eine Menge Entdeckerlust mitbringen. Da lohnt sich definitiv ein weiterer Besuch im Naturkundemuseum.

Zum Weltmuseumstag am Sonntag ist der Eintritt in das Museum frei.