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Nadja Gröschner leitet seit 1997 das soziokulturelle Zentrum "Feuerwache" in Magdeburg Auf Tuchfühlung mit den Gästen

Von Jan Kubon 12.07.2014, 01:21

Seit 1997 leitet Nadja Gröschner als Chefin die Geschicke des soziokulturellen Zentrums "Feuerwache" im Magdeburger Stadtteil Sudenburg.

Magdeburg l "Guten Tag, mein Name ist Nadja Gröschner. Ich bin die Geschäftsführerin der Feuerwache." Sachlich klingt das, wenn Nadja Gröschner sich vorstellt. Doch was aus dem Mund der studierten Kulturwissenschaftlerin so bürokratisch klingt, ist einer der spannendsten Jobs der Kulturszene in Magdeburg.

Sie leitet ein Haus, das seit fast zwanzig Jahren den Pulsschlag des Kulturlebens mitbestimmt - die "alte Feuerwache" am Magdeburger Ambrosiusplatz. Mit über zweihundert Veranstaltungen im Jahr, die das ganze Spektrum des Begriffes Kultur abdecken, ist die Feuerwache im Kulturkalender der Landeshauptsadt nicht wegzudenken.

Managerin lebt ihren Traum vom bunten Kulturleben

"Das ist natürlich Verpflichtung für uns und Motivation für unsere tägliche Arbeit" sagt sie. Ein ganz normaler Arbeitstag beginnt für die 46 Jährige morgens um neun. "Dann ist das Haus noch ruhig und ich komme dazu, meine Büroarbeit zu erledigen: Buchhaltung, Budgetplanung, Kartenabrechungen oder die Kasse für den Abend vorbereiten."

Spätestens wenn sich die Türen des Hauses um zehn öffnen, ist sie aber für ihre Gäste und Besucher da. "Wir sind ein kleines Team hier, das auch ganz stark von der Kommunikation mit unseren Besuchern lebt. Mir ist es wichtig, immer im Kontakt mit den Gästen zu bleiben. Ich will wissen, wie die ticken." Nur so kann sie rausfinden, was man besser machen kann und was besonders gut ankommt oder aber auch, was voll am Interesse der Magdeburger vorbeigeht. "Wir machen das hier nicht für uns alleine. Kulturarbeit ist kein Selbstzweck. Wir machen das hier, weil wir den Menschen der Stadt ein Angebot machen wollen."

Angebote, die vom Malzirkel für Senioren, über stadtgeschichtliche Vorträge und Führungen bis hin zum Konzert reichen. Konzerte und Theaterveranstaltungen sind das Kerngeschäft des Kulturzentrums. Aber gerade hier gibt es immer mal wieder auch Rückschläge zu verdauen. "Da muss man dann Ruhe bewahren. Das vergossene Herzblut trocknet schnell und dann heißt es weitermachen."

Pausen gibt es nicht für die Kulturarbeiterin mit den roten Haaren. Zeit, von Erfolgen zu zehren leider auch nicht. "Du denkst immer im Voraus. Ist der eine Künstler weg, steht quasi schon der nächste in der Tür. Da bleibt nicht viel Zeit für Jubelarien, fürs Wundenlecken allerdings auch nicht", berichtet sie.

Der Job der Managerin eines Kulturzentrums ist ihr Traumjob. "Ich bin mit kreativen Leuten zusammen. Darf mit einem tollen Team unseren Traum von einem bunten Kulturleben, gerade auch hier im Stadtteil, leben. Das ist was ganz Besonderes" findet sie. Als kulturelle Aktivzelle im Stadtteil ist die Feuerwache mit verantwortlich für Gemeinschaftsgroßprojekte wie das "1814-Fest", das im Mai an die Befreiung von Napoleon vor zweihundert Jahren erinnerte.

"So was Schönes gibt es in Berlin nicht"

Nadja Gröschner versteht ihren Job auch als einen, der Geschichte und Gegenwart kulturell verknüpft. Das ist ihr wichtig. Ihre Führungen über Magdeburger Friedhöfe oder Hinterhöfe sind seit Jahren ein Publikumsmagnet und für sie ein willkommener Ausgleich zum Tagesgeschäft in der Feuerwache.

Im kommenden Jahr feiert die Feuerwache ihr 20-jähriges Jubiläum. Spätestens dann wird sie sicher auch mal Zeit finden, innezuhalten und im ruhigen Blick an die besonders schönen Momente zurückzudenken. Etwa an den Moment, als sich ein Musiker mit den Worten verabschiedete: "Ein feiner Klub. So was Schönes gibt es in Berlin nicht".

Momente, die auch ein Grund dafür sind, dass sie sich absolut vorstellen kann, den stressigen Job noch mal fünfzehn Jahre zu machen. Aber "Etwas mehr Geld im Etat wäre super", meint sie noch im Gehen.