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Die Anzahl der Open-Air-Musikspektakel hat sich in Deutschland in 20 Jahren vervierfacht "Melt!"-Fieber - Festivals boomen

Von den Würzburger Bachtagen über die Jazzopen Stuttgart und das Melt-Festival bei Gräfenhainichen bis zu den Tagen Neuer Musik in Weimar: Die Vielfalt der Musikfestivals und Musikfestspiele in Deutschland ist fast unüberschaubar. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.

21.07.2014, 01:24

Bonn (dpa/os) l Bei strahlendem Sommerwetter bot die Baggerstadt Ferropolis am zurückliegenden Wochenende ein faszinierendes Bild. Mehrere tausend Besucher zog es zum Musikfestival "Melt!" nach Sachsen-Anhalt. Über 130 Auftritte von Bands und Künstlern aus der Independent- und Elektrobeatszene gingen über die Bühne. Das "Melt!" hat sich zu einem der größten Rockfestivals in den neuen Bundesländern entwickelt.

Und das ist alles andere als ein Zufall. Denn der Genuss von Open-Air-Musik - egal welcher Stilrichtung - scheint in Deutschland noch niemals so populär gewesen zu sein, wie im Moment.

Die Zahl der Musikfestivals und Musikfestspiele in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Binnen 20 Jahren hat sich ihre Zahl nach Angaben des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) in Bonn fast vervierfacht und übersteigt inzwischen 500 Veranstaltungen.

Klassik, Moderne, Rock - viele Stilrichtungen

Dabei wird so gut wie jede Musikrichtung berücksichtigt, egal ob Klassik, Moderne, Jazz oder Rock und Pop. Damit die Musikinteressierten den Überblick über die einzelnen Veranstaltungen behalten, stellt das MIZ auf Basis seiner Datenbanken im Internet einen Festivalguide zur Verfügung, der alle wichtigen Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen enthält. Er ist im Internet unter der Adresse zu finden: www.miz.org.

Allein 76 Festivals befassen sich 2014 im Schwerpunkt mit zeitgenössischer Musik, bei 58 Veranstaltungen steht die Alte Musik im Vordergrund. 75 Festivals haben die Kammermusik oder einzelne instrumentale Gattungen zum Thema wie etwa das renommierte Klavier-Festival Ruhr oder das vom Pianisten Lars Vogt 1998 initiierte Festival "Spannungen" in Heimbach in der Eifel.

40 Veranstaltungen haben sich der Entwicklung des Musiktheaters verschrieben. Dabei decken sie mit den Münchner Opern-Festspielen, der Ruhrtriennale, dem Raritätenfestival Rossini in Wildbad oder dem von der Berliner Staatsoper ins Leben gerufenen Festival "Infektion!" ein breites Spektrum musikalischer Ausdrucksformen ab.

Traditionell stark vertreten ist die populäre Musik. Rund 100 Festivals bedienen die unterschiedlichsten Spielarten und Stile von Rock/Pop über Heavy Metal, Hard Rock und Techno bis hin zur Globalen Musik. Mit über 80 Veranstaltungen ist aber auch der Jazz stark repräsentiert.

"Festivals sind ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen Vielfalt", sagt der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner. Er warnt aber die Politiker, den normalen öffentlich finanzierten Kulturbetrieb zugunsten dieser Veranstaltungen zu vernachlässigen.

Das Kunstereignis als kompakte Präsentation

"Es ist die kompakte Präsentation von Kunstereignissen oder kulturellen Ereignissen, sei es Kino oder auch Musik, die den besonderen Reiz eines Festivals ausmacht", sagt der neue Intendant des Schleswig-Holstein Musikfestivals, Christian Kuhnt. Das 1986 vom Pianisten Justus Frantz gegründete Festival ist ein Dino unter den jährlichen Veranstaltungen. Das mit "Mozart in Scheunen" überschriebene Konzept werde auch heute noch oft nachgeahmt. Daher sei nach neuen Ansätzen gesucht worden, um Hemmschwellen gegenüber klassischer Musik abzubauen und Menschen zu guter Musik zu verführen.

So scheint noch viel Platz zu sein für noch mehr Musikspektakel - auch in Sachsen-Anhalt. Die Entwicklung des "Melt!"-Festivals in der Baggerstadt "Ferropolis", das bereits zum 17. Mal veranstaltet wird, ist ein gutes Beispiel.