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Jazz-Musiker Michel Godard - Der Meister zweier Welten

Der französische Jazzer Michel Godard lebt und arbeitet für ein Jahr im Kloster Michaelstein. Jetzt trat er gemeinsam mit dem Jazz-Nachwuchs Sachsen-Anhalts in Blankenburg auf.

Von Ulrich Baxmann 03.09.2014, 01:22

Blankenburg l Zu den bekanntesten europäischen Jazzern der Gegenwart zählt Michel Godard. Seinen Ruhm verdankt er nicht zuletzt der Tatsache, dass er ein Instrument perfekt beherrscht, das im Jazz eher selten anzutreffen ist: die Tuba.

Gleichermaßen zu Hause ist der 53-jährige Franzose in der Welt der Klassik und spielt meisterlich den altertümlichen Serpent, ein Instrument, das ebenso Vorläufer der Tuba wie des heutigen Saxofons ist.

Zurzeit ist Michel Godard "Artist in Residence" im Kloster Michaelstein, lebt und arbeitet dort also als Künstler für ein Jahr. Das Zisterzienserkloster, dessen Anfänge in das 12. Jahrhundert zurückreichen, liegt am Harzrand unweit der Stadt Blankenburg. Es wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert und beherbergt heute die "Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis".

Gefeierter Sommerjazz

Einmal im Jahr ist hier auch das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt zu Gast. Die Band setzt sich aus den besten Jazztalenten des Landes zusammen. Die meisten von ihnen haben sich über den immer zu Jahresbeginn stattfindenden Workshop "Makin` Jazz" in die Band gespielt. Zweimal im Jahr, meist in den Winterferien und zu Beginn des neuen Schuljahres, trifft sich die Band zu einer Arbeitsphase, die für gewöhnlich im Kloster Michaelstein stattfindet.

Hier ist auch vor rund 15 Jahren die Idee zu der Bigband in ihrer heutigen Form entstanden, nämlich bei einem Workshop mit der deutschen Bigband-Legende Peter Herbolzheimer. Ansgar Striepens übernahm im September 1999 die Leitung des Jugendjazzorchesters Sachsen-Anhalt und legte den Grundstein für das heutige Leistungsvermögen.

Als besonders fruchtbar erwies sich das Zusammentreffen des französischen Musikers mit den Nachwuchstalenten des Jazzensembles. Das Ergebnis präsentierten sie am vergangenen Wochenende unter dem Titel "Sommerjazz" im Großen Schloss in Blankenburg. Drei Tage lang hatte Godard mit den jungen Jazzern und ihrem Bandleader Ansgar Striepens am Programm gearbeitet.

Zu hören waren klassischer Bigband-Sound wie Benny Carters "Easy Money", der "Love Chant" des unvergessenen Bassisten Charles Mingus, lateinamerikanische Rhythmen, die Bearbeitung eines Satzes aus einem Händel-Oratorium und Kompositionen und Arrangements von Michel Godard und Bandleader Ansgar Striepens.

Angereichert durch ein Vokalensemble, bestehend aus Sara Bodemann, Domenica Richter, Lisa Luise Zwinzscher und Ruslan Wellner, riss die Band ihr Publikum mit. Mit großen solistischen Qualitäten glänzten Christoph Schultze am Tenorsaxofon, Jakob Helling auf dem Flügelhorn und die Altsaxofonistin Wencke Wollny. Sein virtuoses Können auf der Tuba bewies Stargast Michel Godard vor allem bei Ansgar Striepens Komposition "Walking Bear". Den warmen Klang des Serpent demonstrierte er mit der Bearbeitung von Händels "Oh Mighty Truth", mit Jazz-Intonation überzeugend gesungen von Lisa Zwinzscher. Eine weitere Spezialität Godards, die freie Improvisation, kam in seiner rockigen Komposition "Little Zebra" zum Tragen, die den jungen Musikern viel Raum zur Entfaltung ließ. Das Publikum dankte den jungen Jazzern und ihren Mentoren mit kräftigem Applaus. Die Zusammenarbeit mit Godard sei für alle "eine großartige Erfahrung" gewesen, fasste Ansgar Striepens zusammen.