1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. "Diese Rolle kann man nicht mit 20 tanzen"

Magdeburgs Ballettchef Gonzalo Galguera inszeniert Lorcas Werk in einer Uraufführung und tanzt selbst in "Bluthochzeit" "Diese Rolle kann man nicht mit 20 tanzen"

Von Grit Warnat 02.10.2014, 03:12

Magdeburg l Magdeburgs Ballettchef Gonzalo Galguera ist ein Verehrer des großen spanischen Schriftstellers Federico Garcia Lorca (1898-1936). Jetzt bringt er dessen Werke auf die Bühne - er selbst tanzt in "Bluthochzeit" und widmet sich dem Leben und Werk des wichtigen Poeten mit einer Uraufführung. Dieses zweigleisige Arbeiten ist für Galguera eine ganz besondere Herausforderung. Sonnabend ist Premiere am Theater Magdeburg.

Es ist eine sittenstrenge Gesellschaft, in die Lorca in seiner "Bluthochzeit" entführt. Sein Drama handelt von zwei durch Blutschuld verfeindete Familien in einem andalusischen Dorf. Es geht um eine junge Frau, die die arrangierte Ehe nicht eingehen will. Sie liebt Leonardo, doch der ist mit einer anderen verheiratet.

"Bluthochzeit", 1974 von Antonio Gades, einem der einflussreichsten Choreografen des 20. Jahrhunderts, als Ballett uraufgeführt, ging als wegweisend in die Geschichte des spanischen Tanzes ein. "Flamenco war immer Unterhaltung, mit diesem Ballett erhielt er eine Handlung, eine Geschichte", sagt Galguera. Er selbst tanzt die Rolle des Leonardo. "Diese Rolle kann man nicht mit 20 tanzen, man muss älter sein. Jetzt tanze ich vielmehr mit dem Kopf", sagt der 45-Jährige, der sich keineswegs vor seiner Compagnie behaupten will. Ihm geht es um Wahrhaftigkeit. "Es ist ein Tanzstil, der sehr von innen kommt. Ich genieße die Rolle."

Wie wichtig ist sein kubanisches Blut für diesen Leonardo? "Sehr wichtig. Man muss Leidenschaft haben, Passion. Da helfen mir meine kubanischen Wurzeln", antwortet Galguera.

Den zweiten Teil des Ballett-abends verantwortet er wieder als Choreograf. Galguera verbindet für "Lorca" mehrere Werke des Dramatikers miteinander, beginnt die Uraufführung mit der Hinrichtung des Volksdichters im Jahr 1936. Bei Galguera erinnert sich Lorca an zwei seiner wichtigsten Theaterstücke: "Yerma" und "Mariana Pineda", zwei außergewöhnliche Titelheldinnen. "Sie erscheinen ihm in dem Moment des Todes. Wir bekommen die Gelegenheit, in seinen Kopf und in sein Herz zu schauen", sagt Galguera und erzählt über die beiden Frauen, die keine künstlichen Protagonistinnen sind, sondern Frauenfiguren des Landes. Galguera nennt Lorca einen hervorragenden Beobachter, einen einfühlsamen Menschen. Im Mittelpunkt des Stückes stehe die existenzielle Erfahrung vor der Hinrichtung - umgesetzt mit Mitteln des Flamenco, des Modernen Tanzes, klassischer Elemente.

Galguera will einen Abend der Sinne, der Leidenschaft, des Herzens. "Ich möchte die Menschen auf Lorcas Welt aufmerksam machen. Dann bin ich glücklich."

Premiere: 4. Oktober im Opernhaus, weitere Vorstellungen: 11. und 24. Oktober