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Drehtage in Tangerhütte Man kommt nur schwer aus Schubladen heraus

In Tangerhütte wird noch bis Mitte November der Kinofilm "Axel der Held" gedreht.

17.10.2014, 01:15

Stendal l Axel wohnt in einer kleinen Siedlung, die Bewohner dort sind arm. Sie arbeiten im Hühnerhof und abends wetten und spielen sie sich um Kopf und Kragen. Die Rolle der Tante Vera spielt die Schauspielerin Imogen Kogge. Mit ihr sprach Tanja Andrys.

Volksstimme: Sind Sie denn schon mal in der Altmark gewesen?
Imogen Kogge: Nein, ich bin zum ersten Mal hier. Ich komme gerade aus Potsdam und sehe zum ersten Mal mein Haus. Also das, was im Film mir gehört. Ich muss erst mal Luft holen.

Die Dreharbeiten hier vor Ort werden noch bis Mitte November andauern. Werden Sie so lange hierbleiben oder werden Sie pendeln?
Ich habe ja insgesamt nur sechs Drehtage. Da fahre ich dann nach Hause. Außer in der Zeit, in der wir am Block drehen. Da lohnt sich das nicht, da übernachte ich hier.

"Axel der Held", was hat Sie an der Rolle der Tante Vera gereizt?
Mich hat das Drehbuch gereizt. Das ist eine sehr witzige, pointierte und vom menschlichen Standpunkt aus schön erzählte Geschichte eines Loser-Typs, der sich gegen die Mächtigen im Dorf behaupten muss, der ausgenutzt wird, aber der dann seinen Weg findet. Es ist frech, es ist ungewöhnlich und da reiht sich diese Tante Vera ein. Aber ich habe die Rolle nicht wegen dieser Figur angenommen, sondern wegen des Drehbuchs. Ich war froh, dass ich da eine Rolle für mich gefunden habe.

Sie spielten fast zehn Jahre lang die Kommissarin beim Brandenburger Polizeiruf 110. Vermissen Sie Ihre Filmfigur, die Johanna Herz?
Nein, die Frau Herz vermisse ich nicht. Ihre Geschichte war für mich fertig erzählt. Was mir manchmal fehlt, ist die Begegnung mit den Kollegen und dem ganzen Team. Wir haben fast zehn Jahre zusammengearbeitet. Das war wie eine Familie. Das tut mir leid, dass man sich nicht mehr begegnet. Aber das ist in unserem Geschäft so.

Wegen Ihrer Rolle als Kommissarin Johanna Herz wurden Sie oft für einen waschechten Ossi gehalten, dabei sind Sie ja Westberlinerin ...
Es gab Kollegen, mit denen habe ich dort jahrelang zusammengearbeitet, die wussten auch nicht, dass ich aus Westberlin komme. Aber ich fand das eigentlich sehr lustig, weil die guten Eigenschaften, die man mir zuschrieb, so nach dem Motto "Dit is eene von uns, wa", zeigen ja: Es gibt Menschen im Westen, die auch so sind.

Sie sind ja eigentlich eher auf der Theaterbühne zu Hause, drehen aber auch fürs Fernsehen und Kino. Was ist denn Ihr Lieblingsmetier?
Zu Hause bin ich am Theater. Da bin ich auch kompetent. Was mir aber gefällt, ist, dass man von allem so ein bisschen hat. Das ist das Schöne an dem Beruf, dass einem nicht langweilig wird, weil man verschiedene Aufgabengebiete hat. Ich erhole mich bei dem einen von dem anderen.

Haben Sie ein Lieblingsgenre?
Nein, das habe ich nicht. Aber ich würde mir wünschen, ich könnte mehr lustige Sachen machen, wo ich jemand bin, der einfach mal lustig ist oder die sich verliebt. Ich bin meistens die strenge Mutti oder die strenge Tante. Ich würde mir im Film gerne eine größere Vielfalt wünschen.

Wie ist das am Theater?
Da ist es schon anders. Ich habe jetzt in einer Operette gespielt, "Im Weißen Rössl". Da habe ich die Rössl-Wirtin gespielt, das ist eine sehr energische, aber sehr entspannte Person mit Männern an der Hand. So würde ich im Film nicht besetzt werden. Das hat natürlich was mit dem Äußeren zu tun, das ist mir klar, da wird man typgerechter besetzt. Und das ist genau die Krux. Wenn man einmal etwas gut gemacht hat, dann wird man immer wieder dafür besetzt. Aber als Schauspieler ist man ja sehr vielseitig. Das wird oft nicht so wahrgenommen und das finde ich, auch in meinem Fall, sehr schade.

Wie sieht es denn aus mit Rollenangeboten für Frauen in Ihrer Altersgruppe?
Interessante Rollen muss man schon suchen. Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat und nicht mehr aussieht wie 29, muss man suchen und Glück haben. Der Jugendwahn hat ja auch im Theater nicht halt gemacht. Da ist es beim Film schon einfacher geworden, weil die schon entdeckt haben, dass ältere Frauen noch interessant sein können.

In dieser Woche waren Sie im Fernsehen in dem Zweiteiler "Alles muss raus" zu sehen, der Geschichte über den Zerfall der Schlecker-Dynastie. Wie sind Sie an Ihre Rolle her-angegangen?
Komischerweise gibt es über die Familie Schlecker gar nicht viel Material. Da sucht man natürlich, jeder für sich, aber auch im Produktionsteam so viel Informationen wie möglich zusammen. Aber es war natürlich schwierig, weil die Familie sehr medienscheu ist und nicht viel von sich preisgibt. Aber mit dem Internet geht das ganz gut. Da wird recherchiert, geguckt, gelesen - man versucht schon, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich bin im Moment gerade mit zwei Theatern in Verhandlung für das kommende Frühjahr. Aber das wäre zu früh, um darüber zu sprechen. Dann habe ich noch einen Film, der geht aber erst im Februar los. Ansonsten bin ich in der glücklichen Position, dass ich im Moment den "Axel" habe, meine Vorstellungen spiele in Berlin und im Moment nicht sehr viel mehr habe. Ich will nämlich umziehen, von Potsdam nach Berlin, und hoffe, dass das in dieser Zeit alles machbar ist.