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30er-Jahre-Operette "Maske in Blau" Die Intrige des Mitgiftjägers

Das Theater der Altmark peppt die 30er-Jahre-Operette "Maske in Blau" zeitgemäß auf. "Was nicht ist, kann noch werden", singt Seppl und will damit seine Juliska beruhigen, die auf eine Hochzeit pocht. Er bekommt allerdings das Wort "h..h..hei..heiraten" kaum über die Lippen. Doch - wie kann es anders sein -am Ende segelt Seppl in den Hafen der Ehe. Und nicht nur er.

Von Birgit Tyllack 17.11.2014, 01:17

Stendal l Die Operette "Maske in Blau" schaffte es am Sonnabend im Theater der Altmark bei der Premiere von Anfang an, sich in die Herzen und Ohren der Zuschauer zu stehlen. Die Handlung: Es geht um Liebe. Und Hindernisse - hier in Gestalt des Mitgiftjägers Pedro. Doch letztlich bekommt jeder das, was er oder sie verdient.

Der Böse geht leer aus, Juliska bekommt ihren Willen und Armando seine Evelyne. Endlich! Denn in die hatte er sich bereits verliebt, als er sie nach einem Maskenball malen durfte. Seit einem Jahr wartet er auf die Rückkehr der geheimnisvollen Schönen. Als die Plantagenbesitzerin Evelyne aus Argentinien anreist, erkennt er in ihr die Frau in der blauen Maske. Sie gestehen sich gegenseitig: "In dir hab ich mein Glück gefunden." Leider ist da noch der oben erwähnte Pedro. Dieser spinnt eine Intrige, der Traum zerplatzt und Evelyne reist ab. Armando reist mit seinen Freunden Franz und Seppl (plus Juliska) hinterher ... Happy End!

"Maske in Blau" von Heinz Hentschke (Liedtexte von Günther Schwenn, Musik von Fred Raymond) wurde 1937 in Berlin uraufgeführt und bietet leichte Unterhaltung, gespickt mit eingängigen Melodien. "Die Juliska, die Juliska aus Buda-, Budapest" oder "Schau einer Frau nicht zu tief in die Augen" zum Beispiel sind wohlbekannt und regelrechte Ohrwürmer.

Szenenapplaus und viel Gelächter zeigen: Das Konzept funktioniert

Für die Stendaler Inszenierung - eine Zusammenarbeit des Theaters der Altmark mit den Brandenburger Symphonikern - ist die Operette aufgepeppt worden. Jakob Brenner gab der Raymondschen Musik viel mehr "Groove" und Dramaturgin Aud Merkel und Regisseurin Sarah Cohrs arbeiteten am Inhalt. Herausgekommen ist ein weitaus frecheres Werk. Das mutet modern an, ist jedoch eher eine Rückbesinnung auf Operetten der 20er Jahre.

Das Stendaler Premierenpublikum war von Cohrs Inszenierung begeistert. Spontaner Szenenapplaus, viel Gelächter und ein tosender Schlussapplaus zeugten davon. Für die Rollen der Evelyne, des Armando und der Juliska hat das Theater der Altmark drei professionelle Sänger verpflichtet: Larissa Neudert, Enrico Frenzel Baudisch und Anna Bürk. Letztere sehr überzeugend als temperamentvolle Ungarin. Überzeugend auch Baudisch als entflammter Künstler. Larissa Neudert blieb hingegen ein wenig blass in der Rolle der Evelyne.

Ensemblemitglieder Andreas Müller als heiratsunwilliger Seppl und Michael Magel als "tuntiger" Franz waren wunderbar komisch und gesanglich stark. Und Volker Wackermann brachte das Publikum selbst als Bösewicht Pedro zum Lachen. Höchst amüsant die Szene, in der er singend, tänzelnd und Glitter versprühend einen Heiratsantrag macht. Frank Siebers ist toll in der Rolle des Gutsverwalters Sebastiano. Seine Körpersprache bringen die Zwiespälte dieses Charakters deutlich zu Tage: deutsch oder argentinisch? Hetero- oder homosexuell?

Abgerundet wurde die Besetzung durch die hauseigenen Nachwuchsdarsteller Janko Claus und Stefan Kolata, die kleinere Rollen mit großer Professionalität übernahmen. Und nicht zuletzt durch den Theaterchor, der unter der Leitung von Robert Grzywotz (auch in der Rolle des Postreiters) zum Erfolg beitrug.

"Maske in Blau" ist eine äußerst unterhaltsame, kurzweilige Inszenierung, die durch tolle Darsteller, mitreißende Musik und stimmungsvolle, farbenfrohe Ausstattung (Sofia Mazzoni) punktet.

Nächste Aufführung: Freitag, 5. Dezember, 19.30 Uhr