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Revolverheld "Sprache ist unsere Waffe"

18.11.2014, 01:21

2005 starteten Revolverheld ihre Karriere. Auf dem Höhepunkt haben sie in diesem Jahr den Bundesvision-Song-Contest gewonnen. Volksstimme-Redakteurin Tanja Andrys sprach mit Kristoffer Hünecke über Casting-Shows, alte Namen und das neue Album.

Volksstimme: Revolverhelden schießen für gewöhnlich. Sie streicheln mit Chorus und eingängigen Melodien. Was macht Sie zu Revolverhelden?
Kristoffer Hünecke: Wir gehen sehr direkt mit der deutschen Sprache um - und das ist unsere Waffe.

Wie kam es zu dem Namen Revolverheld. Nach "Manga" und "Tsunamikiller" ist das ja schon der dritte Name.
"Manga" ging aus rechtlichen Gründen nicht und "Tsunamikiller" war auch problematisch wegen der Flut damals. Und dann musste es ziemlich schnell gehen, weil wir schon mit Sony in Verhandlungen waren und da musste ein Bandname her. Und ich finde den Namen ganz passend. Aber letztendlich ist ein Bandname nur ein Bandname. Da sollte jetzt nicht zu viel reininterpretiert werden.

"Immer in Bewegung" ist der Titel Ihres Albums und Ihrer Tour. Wohin bewegt sich Revolverheld?
"Immer in Bewegung" ist unser Credo. Wir stehen nie wirklich still und haben auch nie wirklich stillgestanden. Wir wollen vorankommen und immer vorwärts gehen. Wir fanden, dass auf dem neuen Album der musikalische Schritt der größte war, bis jetzt, und daher fanden wir das passend.

Und ganz konkret?
Wir machen wahnsinnig viel, auch im Fernsehen. Der Johannes Strate, zum Beispiel, der bei der Casting-Show "The Voice" mitmacht - wir haben so was noch nie gemacht. Das sind für uns alle völlig neue Erfahrungen. Und deshalb sind wir immer in Bewegung.

Fehlt eigentlich bloß noch eine Jury-Funktion bei "Deutschland sucht den Superstar"?
Es geht da nicht um die richtige Sache. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass die Leute mit ihrem großen Talent, ihrer großen Leidenschaft und ihrer großen Hoffnung zu so einer Show gehen, wo es offensichtlich nicht um genau das geht.

Was ist denn anders bei "The Voice"?
Wir konnten uns bei "The Voice" relativ schnell drauf einigen, dass es hier um eine gute Sache geht, weil unglaubliche Talente dabei sind. Zweitens ist es eine unglaublich gute Entertainment-Show. Es sollte bei solch einem Format nicht darum gehen, wer die Leute sind, wo die herkommen und welche Lebensgeschichte die haben. Es sollte nur um das reine Talent gehen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass Johannes mit dabei ist.

Bleiben wir doch gleich mal bei den Casting-Shows im TV. Sie haben auch bei dem Kids-Contests wie "Dein Song", der bei KiKa ausgestrahlt wird, mitgemacht. Warum denn jetzt auch noch das?
Das Schöne an dieser Sendung ist, dass man mit einem sehr talentierten Kind musikalisch arbeitet. Philipp, unser Patenkind quasi, hat den Song geschrieben und die Musik dazu komponiert. Unsere Aufgabe war es, das Ganze noch auf eine etwas höhere Plattform zu schieben. Das hat uns auch wieder daran erinnert, mit wie viel Euphorie man daran gehen kann.

Sie haben dann aber im Finale gegen den Pop-Guru DJ Bobo und sein Patenkind verloren. Schlimm?
Auch wenn es abgedroschen klingt: Uns ging es dabei tatsächlich nicht ums Gewinnen. Klar, für unser Patenkind Philipp wäre es schön gewesen, aber es steht und fällt jetzt nicht die Karriere von irgendjemandem, weil er bei solch einem TV-Format gewonnen oder verloren hat. Und für die Kinder war das ein wahnsinnig tolles Erlebnis, das sie mit Sicherheit nie vergessen werden. Wir würden das immer wieder machen.

Das war jetzt schon die Antwort vor der Frage: Sie sind also beim nächsten Mal wieder mit dabei?
Ich glaube, man darf nicht jedes Jahr mitmachen. Aber wenn es die Möglichkeit gäbe, klar, warum nicht.

Haben Sie denn noch Kontakt zu Ihrem Patenkind Philipp?
Ja. Das ist ja auch der Sinn dieser Sendung, genau wie bei "The Voice Kids". Wer in unserem Team ist, der kann uns immer kontaktieren. Gerade nach den Sendungen wurden sie schon von Plattenfirmen und auch Medien kontaktiert. Und wir helfen den Kids dann mit unseren langjährigen Erfahrungen, dass sie an die richtigen Leute geraten.

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie gerade mal nicht auf Tour sind, oder ein Album aufnehmen oder in einer TV-Show mitmachen?
Da fahren wir ganz gerne mal an die Nordsee, wo wir uns einfach mal ein oder zwei Tage entspannen können.

Sie machen ja auch in verschiedenen Projekten mit, in der Sie nicht als Revolverheld, sondern als Johannes Strate oder Kristoffer Hünecke auftreten. Ist das nicht eine Gefahr für eine Band, wenn jeder sein eigenes Ding macht?
Nach unserer letzten Platte hatten wir einen kreativen Stillstand gehabt. Wir waren sehr erfolgreich, aber auch ein bisschen gelähmt. Wir haben darüber geredet und sind uns einig geworden, dass jeder mal eine Zeit für sich braucht, wo er noch mehr Freiraum hat. Und da hat dann jeder ein halbes Jahr lang das gemacht, was ihm gerade in den Kopf kam. Da hat man dann auch gemerkt, wie schön es ist, in der Gruppe zu arbeiten. Wenn man nämlich mal nicht weiterkommt, sind ja immer noch die anderen da.

Nach der Pause haben Sie Ihr neues Album aufgenommen. Was ist daran anders als bei den anderen Alben?
Ich finde, wir haben musikalisch einen riesengroßen Schritt gemacht. Wir sind ein bisschen weg von dem Gitarren-Rock und haben uns geöffnet für luftigere Arrangements, mehr Instrumente und luftigere Melodien. Und ich finde, das hört man auch.

Und inhaltlich? Da ist ja Liebe nach wie vor das große Thema
Na klar, Liebe ist immer ein großes Thema. Aber wir sind mittlerweile alle Mitte 30. Wir haben auf dem Album auch unsere Sicht auf unsere Generation dargestellt, die nicht immer nur positiv ist, sondern die auch mal Kritik zulässt. "In Farbe" war noch ein sehr, sehr positives Album. Jetzt nehmen wir uns auch mal die Zeit, innezuhalten und einen Blick zurückzuwerfen, um zu gucken, wo wir jetzt stehen.