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Tatort-Schauspielerin Nora Tschirner: "Ich hatte noch nie Vorsätze"

Am Neujahrstag sendet die ARD den zweiten "Tatort" aus Weimar. Cornelia
Wystrichowski sprach mit Hauptdarstellerin Nora Tschirner über ihren
Erfolg als "Tatort"-Kommissarin an der Seite von Christian Ulmen, über
Vorsätze für 2015 und Fernsehen auf dem Handy-Bildschirm.

31.12.2014, 01:16

Berlin (ski) l Das neue Fernsehjahr beginnt ganz schön schräg: Am Neujahrstag läuft der zweite Einsatz für das schnoddrige Ermittlerteam aus Weimar. Die von Nora Tschirner gespielte Kommissarin Kira Dorn ist inzwischen Mutter und kabbelt sich reichlich mit ihrem Freund und Kollegen.

Volksstimme: Frau Tschirner, Neujahr ermitteln Sie neben Christian Ulmen zum zweiten Mal im "Tatort" aus der Klassikerstadt Weimar. Können Sie ein paar Gedichte von Goethe oder Schiller auswendig?
Nora Tschirner: Nö, gar nicht. Nur der arme Christian wurde am Set zum Auswendiglernen gezwungen (lacht). Ich lese aber natürlich schon ab und zu mal Sachen von Goethe, bei denen ich mir denke: Also ganz doof war er ja nun nicht.

Ihr erster gemeinsamer "Tatort" mit Christian Ulmen lief vor einem Jahr. Wie haben Sie den Erfolg des ersten Falls erlebt?
Es war für mich eine ziemliche Herausforderung, zu wissen, dass der Film läuft und so viele vorm Fernseher sitzen und zugucken - das fand ich schon ein bisschen überwältigend. Ich war in der Zeit offline, mein Telefon fiel auch noch aus, ich war eine Woche nicht erreichbar. Das war sehr angenehm, dass ich mich in dem Moment ausklinken konnte, in dem alles auf die Quoten schielte.

Wundert es Sie, dass der heftig gegen den Strich gebürstete Krimi nicht stärker polarisiert hat?
Ach, die Quoten sagen ja nichts darüber aus, wie sehr ein Film polarisiert und wie gut er angekommen ist. Spannend wird es eher jetzt beim zweiten Fall, wenn sich zeigt, ob die Leute Lust haben, uns noch einmal zu sehen. Und aussagekräftiger sind natürlich auch die Abrufzahlen in der Mediathek.

In diesem Online-Angebot der ARD wurde der Krimi rund 1,9 Millionen Mal abgerufen und hält damit den "Tatort"-Rekord...
Und gerade darüber habe ich mich sehr gefreut. Weil da wie bei einem Kinofilm viel über Mundpropaganda läuft, weil die Leute ganz gezielt diesen Weg gewählt haben, den Film zu gucken. Damit kann ich mich am meisten identifizieren, weil ich selber auch so gucke. Ich schaue nicht einfach jede Woche "Tatort", sondern sammle vorher ein paar Empfehlungen.

Haben Sie überhaupt einen Fernsehapparat?
Ich hatte die ganze Zeit so ein Plasma-HD-Ding, das war ein Geschenk und hing jetzt ein paar Jahre als schwarzes Mahnmal an meiner Wand. Ich habe es aber jetzt abgehängt. Ich bin eigentlich eher Laptop-Gucker, sogar eher Handy-Gucker. Oft schau ich mir im Bett auf dem Handy was an, das kann ich mir im Kopf so groß zoomen, dass ich das Gefühl habe, ich bin im Kino. Ich brauche keine Riesen-Leinwand.

Aktuell ist der dritte Fall in Vorbereitung. Wird es bei einem neuen Einsatz pro Jahr für Sie und Christian Ulmen bleiben?
Es hängt ganz stark von der Kapazität unserer Autoren ab, die für die Tonalität der Krimis zuständig sind. Lieber etwas weniger und dafür gut. Die Bücher haben so eine Qualität und Dichte - das schreiben die ja nicht mal eben an einem Wochenende auf einer Arschbacke weg.

Haben Sie viel Spaß bei den Dreharbeiten?
Ja, total. Eigentlich kann man das gar nicht Arbeit nennen. Klar, man ist abends müde, wenn der Tag rum ist. Aber es ist einfach ein Genuss, mit so guten Leuten so eine Sache zu erfinden und daran herumzufrickeln. Wir lachen viel. Und ich kann nur sagen: Alter Falter, wenn man mit so Granaten wie Sophie Rois drehen darf.

Der Tatort läuft als erster Programm-Höhepunkt zum Jahresauftakt. Haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr?
Ich hatte noch nie in meinem Leben Vorsätze, das ist ein Konzept, das für mich gar nicht funktioniert. Mir etwas vorzunehmen und das ab 1. Januar einzuhalten - nein, danke. Ich will doch nicht das neue Jahr gleich mit einem Aufgabenkatalog beschmutzen, ich bin doch nicht doof. Im besten Fall habe ich im alten Jahr sogar noch alles vom Tisch gekriegt, so dass ich überhaupt keine Aufgabe vorhabe.