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Senta-Sofia Delliponti Wie ein Soap-Star zur Elbin wurde

08.01.2015, 01:05

Einst spielte sie Tanja Seefeld in "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Jetzt geht Senta-Sofia Delliponti als Ethno-Pop-Sängerin Oonagh (sprich: Una) auf Tour - mit teils elbischen Texten. Bevor sie im April nach Magdeburg kommt, sprach sie mit Volksstimme-Redakteurin Elisa Sowieja.

Volksstimme: Ich habe im Internet extra eine elbische Übersetzungsseite gesucht, um Ihnen sagen zu können: Aiya Oonagh!
Oonagh: Aha.

Wissen Sie, was das heißt?
Sagen Sie mal!

"Sei gegrüßt, Oonagh!" Das habe ich zumindest in das Suchfeld eingegeben.
Aber in welcher Sprache denn? Sindarin oder Quenya?

Jetzt haben Sie mich.
Das ist das Problem. Und bei den Quellen im Internet für elbische Sprachen kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Übersetzung auch richtig ist.

Wie haben Sie es denn dann geschafft, die Texte für Ihr Album zu schreiben?
Wir haben die Texte auf Deutsch geschrieben, und dann hat uns Severin beim Übersetzen geholfen. Er ist Teil einer riesigen Community im Internet. Es ist sehr schwierig, Elbisch zu lernen, weil so viele verschiedene Sprachen existieren. Severin hat ein Wörterbuch mit mehr als 3000 Wörtern, und es können immer neue entstehen. Fantasy-Autor Tolkien, der die Sprache entwickelt hat, lebt zwar nicht mehr. Aber sein Sohn könnte noch weitere Schriften finden, so dass neue Vokabeln hinzukommen.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, auf Elbisch zu singen?
Als ich mit dem Produzenten beim Schreiben war, fiel mir spontan ein: Warum nicht Fantasiesprache mit einbringen? Dabei war ich inspiriert von Björk, die sehr experimentelle Musik macht. Da ich "Herr der Ringe"-Fan bin, haben wir uns daraufhin diese elbische Community angeguckt und dort Kontakt zu Severin gefunden. Beim Übersetzen haben wir dann überwiegend mit Quenya gearbeitet, denn diese Sprache auszusprechen, fällt mir einfacher als andere. Als die Texte fertig waren, hat Severin mit mir die Phonetik geübt.

Es muss doch vor allem schwierig sein, sich solche Texte zu merken.
Nein, das geht eigentlich. Es dauert mehr als drei Stunden, einen Song aufzunehmen. Wenn ich einen Text so lange immer wiederhole und vorher die Phonetik geübt habe, dann habe ich damit gar kein Problem.

Ihre Lieder sind sehr spirituell - sowohl von den Texten als auch von der Musik her. Haben Sie einen persönlichen Bezug dazu?
Ich bin sehr spirituell angehaucht. Das ist mein Stil, darum drehen sich meine Träume und Gedanken. Seit einem Jahr praktiziere ich auch Buddhismus. Als damals der kreative Prozess mit dem Produzenten anfing, wusste ich schnell: Damit möchte ich mich auch in der Musik beschäftigen.

Oonagh ist also nicht nur eine Rolle.
Oonagh ist eine Facette von mir.

Bis vor einem Jahr war es Ihr Job, eine Rolle zu spielen. Wie oft werden Sie noch auf "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" angesprochen?
Ich merke langsam, dass mich die Leute auch "Oonagh" nenen, was ich ganz toll finde. Aber ich werde immer noch relativ oft auf "GZSZ" angesprochen. Schließlich lief ich zwei Jahre lang fast jeden Tag über den Bildschirm. Es ist unfassbar, wie viele Leute einen dann auf der Straße erkennen und denken: Das ist Tanja Seefeld.

Sie wurden tatsächlich schon mit Ihrer Serienfigur verwechselt?
Das ist mir oft passiert. Es sind schon ältere Leute an mir vorbeigegangen, und die Frau hat zu ihrem Mann gesagt: `Geh mal weg von der, Schatz - die macht ihre Mutter immer so fertig.` Oder mich hat jemand gefragt: `Hat deine Schwester noch Bulimie?` Es gibt viele Leute, die nicht differenzieren können - was ich manchmal sehr schade finde. Ich habe auch unglaubliche Geschichten von anderen gehört. Eine Kollegin hatte mal eine Alkoholstory. Als sie damals privat in einer Bar war, hat man ihr keinen Alkohol ausgeschenkt.

Aber ansonsten ist eine Hauptrolle in der Soap sicher ein lukrativer Job. Wieso haben Sie gekündigt?
Ich bin noch relativ jung und wollte neue Projekte angehen. Nachdem ich zweieinhalb Jahre lang eine Rolle gespielt hatte, war es keine Herausforderung mehr für mich. Jetzt möchte ich einfach diesen Job als Sängerin erleben. Aber es war eine tolle Zeit, ich habe viel gelernt - auch Dinge, von denen ich mit meiner Musik profitieren kann.

Was denn zum Beispiel?
Beim Videodreh weiß ich, wie ich wirke, in welcher Kameraeinstellung gerade gedreht wird, und was ich machen muss. In meiner Zeit bei "GZSZ" habe ich mir jede Folge angeguckt, um zu sehen, was ich besser machen kann. Ich habe gelernt, wie man sofort Emotionen zeigen und funktionieren kann.

Bei "GZSZ" sah man Sie mit Jeans und Stirnband, als Oonagh tragen Sie ein langes, weißes Kleid. Worin fühlen Sie sich wohler?
Ich fühle mich in beidem wohl. Privat trage ich manchmal Jeans, aber auch mal ein schönes, lockeres Feenkleidchen.

Schon mit 13 Jahren schafften Sie es als Sängerin ins Finale der Sat.1-Castingshow "Star Search". Damals kamen auch zwei Sachsen-Anhalter weit: Bill Kaulitz und Annemarie Eilfeld. Haben Sie noch Kontakt?
Ich hatte ein bisschen Kontakt mit Bill, denn wir waren im gleichen Produzenten-Team. Inzwischen hat es sich verlaufen. Aber Jennifer, die mit mir im Halbfinale war, ist jetzt meine Background-Sängerin.

Im April kommen Sie nach Magdeburg. Dort waren Sie im vergangenen Jahr schon einmal - beim Santiano-Konzert.
In Magdeburg war ich schon öfter, neulich auch bei Florian Silbereisen. Außerdem leben dort Freunde meiner Familie.

Dann haben Sie schon etwas von der Stadt gesehen?
Ich bin meist nur am Auftrittsort, im Hotel oder bei der Familie zu Hause. Aber einmal war ich mit meinem Team in einem Eiscafé in der Innenstadt. Dort hatten wir einen fetzigen Nachmittag.

Im Vorprogramm hat man es oft nicht leicht, weil das Publikum wegen anderer Musiker da ist. Wie war das bei Santiano?
Ich war sehr erstaunt darüber, dass mich die Leute so positiv aufgenommen haben. Viele kannten meinen Namen und konnten die Texte mitsingen. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Jungs haben auch viel Werbung für mich gemacht und mich sogar während ihrer Show für zwei Duette auf die Bühne geholt. Wenn ich jetzt auf eigene erste Deutschland-Tournee gehe, werden wir uns nach langer Zeit ein wenig verlassen.

Oonagh kommt am 26. April in die Stadthalle Magdeburg.