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Reaktion von Künstlern "Man muss solche Karikaturen aushalten"

09.01.2015, 01:08

Berlin (dpa/epd) l Der israelische Karikaturist Amos Biderman hat sich nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" sehr pessimistisch über die Zukunft der Presse- und Meinungsfreiheit geäußert. In der Zeitung "Haaretz" schrieb er: "Machen wir uns doch nichts vor. Die Bösen haben schon gewonnen." In Europa und den USA herrsche große Furcht vor islamistischen Terrororganisationen. "Kein Karikaturist und kein Verleger auf der Welt wird es jetzt noch wagen, sich mit ihnen anzulegen."

Der Anschlag auf "Charlie Hebdo" hat bei seinem deutschen Pendant "Titanic" großes Entsetzen ausgelöst. Das Frankfurter Magazin werde sich von der Attacke aber nicht einschüchtern lassen, sagte "Titanic"-Chefredakteur Tim Wolff im Hessischen Rundfunk. Der Islam werde neben anderen Religionen auch weiterhin ein Thema des Satiremagazins bleiben. Satiriker machten sich durch ihre Arbeit viele Feinde in verschiedenen Gesellschaftsgruppen, sagte der Chef-Satiriker zudem im Deutschlandfunk. Die "Titanic" wurde nach seinen Angaben bereits selbst bedroht. Drohungen und Gewalt dürften aber nicht zu Selbstzensur führen.

Nach Ansicht des IslamwissenschaftlersRauf Ceylan von der Universität Osnabrück müssen Gläubige aller Religionen satirische Provokationen und Verunglimpfungen aushalten. "Natürlich muss man in einer freien Gesellschaft die freie Meinungsäußerung respektieren", sagte Ceylan der Deutschen Presse-Agentur. "Wie man persönlich mit solchen Provokationen umgeht, ist eine andere Sache. Ich finde sie auch geschmacklos", betonte er. Aber etwas geschmacklos zu finden und es dennoch zulassen zu können, seien verschiedene Dinge. "Man muss solche Karikaturen aushalten."

Der KabarettistFlorian Schroeder (35) hat nach dem Terroranschlag zu Zusammenhalt aufgerufen. Das Attentat verdeutliche, dass bestimmte Menschen die Redefreiheit angreifen wollten - und wie kostbar dieses Gut sei. "Gerade in dieser Zeit, finde ich, müssen Satiriker zusammenstehen und im Zeichen dessen auch weitermachen, wofür `Charlie Hebdo` auch stand", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin".

Deutsche Satire-Museen erwägen unterdessen, eine Schau mit Mohammed-Karikaturen zu zeigen. "Wenn wir unsere Pressefreiheit verteidigen wollen, dann dürfen wir uns nicht ducken", sagte die Direktorin des Satiricums in Greiz (Thüringen), Eva-Maria von Máriássy. Ähnlich äußerte sich die Chefin des Deutschen Museums für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover, Gisela Vetter-Liebenow.