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Golden Globes "Boyhood" großer Gewinner

13.01.2015, 01:04

Los Angeles (dpa) l Der große Gewinner der Golden Globes könnte kaum weniger "Hollywood" sein. "Boyhood", über zwölf Jahre für nur vier Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) gedreht, hat in den USA in mehr als einem halben Jahr gerade einmal 24,3 Millionen Dollar eingespielt - das im November gestartete "Tribute von Panem"-Spektakel schaffte am ersten Tag mehr als das Doppelte. Und doch ist "Boyhood" ein Sieger und der Beweis, dass unkonventionelle Arbeiten von Filmemachern Lob und Anerkennung finden, wenn auch nicht unbedingt ein großes Publikum.

Die Golden Globes gelten als zweitwichtigster Filmpreis der Welt und vor allem gelten sie als Oscar-Barometer. Was und wer hier in Beverly Hills in den letzten Jahren gewann, bekam einige Wochen später nur ein paar Kilometer entfernt oft auch den Oscar. Regisseur Richard Linklater hat mit seinem Drama über eine Kindheit also auch gute Chancen auf den wichtigsten Filmpreis der Welt. Drei Globes gingen schon einmal an den Film: Für Linklater, Nebendarstellerin Patricia Arquette und eben in der Königskategorie für den Film selbst.

Ein Überraschungssieger war "The Grand Budapest Hotel" mit Schauspielern wie Ralph Fiennes, Willem Dafoe, Jude Law, Bill Murray und Edward Norton. Die britisch-deutsche Koproduktion, eine Groteske über ein Hotel im Europa der Zwischenkriegszeit, stammt von Regisseur Wes Anderson, der für seine detailverliebte Bildsprache bekannt ist.

Der große Favorit enttäuschte hingegen. Siebenmal war "Birdman" nominiert, doch die Satire auf das Film- und Stargeschäft bekam nur den Globe für Drehbuch und Hauptdarsteller - ein Dämpfer im Rennen um den Oscar.

Michael Keaton - einst Batman, jetzt Birdman - wurde allerdings gefeiert, als habe er ihn schon. Denn Keaton gewann den Preis als bester Darsteller in einer Komödie; den für das Drama bekam der Brite Eddie Redmayne, der in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" genial den genialen Physiker Stephen Hawking spielte. Bei den Frauen gewannen Julianne Moore ("Still Alice - Mein Leben ohne Gestern") und Amy Adams ("Big Eyes").

Ist das die Zeit für neues Kino? Für kleine, unabhängige, andere Filme? Und andere Filmemacher? Nicht ganz, denn die Kassenschlager in Amerika wie Europa haben immer noch mit Superhelden und Fantasy, mit Spektakel und viel Lärm zu tun.

"Boyhood" und das Alzheimerdrama "Still Alice" mögen Filme sein, über die man spricht. "Die Tribute von Panem" und "Der Hobbit" sind Filme, die man sieht. Aber immerhin: Es gibt in der großen Maschine Hollywood einen Markt für leisere, andere Filme und sie werden durchaus.