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Manfred Krug und Uschi Brüning in Johanniskirche Stimme erzielt dieselbe Wirkung wie früher

Von Renate Bojanowski 02.02.2015, 01:36

Magdeburg l Manfred Krug und Uschi Brüning kennen sich bereits seit Anfang der siebziger Jahre. Als Ergebnis dieser langjährigen Musikerfreundschaft entstand eine längst überfällige CD, die ebenso jung wie leidenschaftlich daherkommt. Die Titel daraus bilden das Gerüst für das unterhaltsame Programm, mit dem die beiden Old-Stars derzeit ihr Publikum live erfreuen. So auch am Sonnabend in Magdeburg.

Die Begrüßung wird vom jazz- und swing-affinen Grandseigneur und Geschichtenerzähler Krug gesungen, der Abend als "Lesung, zu der noch ein ganzes Konzert gehört" angekündigt.

Über zwei Stunden zeigen Uschi Brüning und Manfred Krug, was sie können. Ob Swing, Bossa, populärer Jazz oder Ballade - alles wird stilvoll zelebriert. Jeder Song ein "Petit Four", leicht bekömmlich, zauberhaft präsentiert. Da wird der Beatles-Song "And I love her" umgedichtet, mit einem erfrischenden jazzigen Mantel umhüllt und von Uschi Brüning so facettenreich interpretiert, da groovt es gehörig bei "Sun of a preacher man".

Ob die Frau scattet, im zartesten piano dahinschmelzt oder gar voluminös fabuliert - das Publikum hängt an ihren Lippen, aalt sich im aparten Klangreichtum ihrer Stimme, beim "Black Coffee" wie bei der deutschen Fassung des Cole-Porter-Songs "I love Paris", die 1954 Caterina Valente berühmt gemacht hat.

Stimme, Stil und Format lassen auch die Duette zum absoluten Hörvergnügen werden. Es beginnt mit "All of me" und führt über den Klassiker "Baby it´s cold outside" zum "Abschiedslied" und dem melancholischen "Ade".

Manfred Krug ist gut aufgelegt. Seine Scherze mit dem leicht (selbst-)ironischen Unterton rufen beim Zuhörer Erinnerungen wach, lassen ihn schmunzeln oder sorgen für das eine oder andere Aha-Erlebnis. Gekonnt erzählt er seine Geschichten so, dass man sich noch eine und noch eine wünscht. Im ersten Teil bleibt es bei der vom "Griebnitzsee", nach der Pause lacht das Publikum herzlich über den Funk-Schlagabtausch zwischen galizischen Leuchtturmwärtern und US-Marines, der in einer Katastrophe endet.

Krug sinniert humorvoll über DDR-Politiker

Der Zuschauer erfährt, dass sein Vater einst im Thälmannwerk arbeitete, lächelt über den originellen deutschen Text von "One note Samba" und applaudiert spontan nach den ersten Takten des Lehar-Erinnerungsstückes "Niemand liebt dich so wie ich". Humorvoll sinniert er über DDR-Politiker, mit denen er sich "verkracht" hatte, über Kulturhausleiter und Louis Armstrongs Gage während seiner Tournee 1965.

Der Charme der Stimme erzielt immer noch dieselbe Wirkung. Gebannt lauscht das Publikum dem Lied vom Frosch aus der Sesamstraße und selbst Stücke aus der "Konkursmasse", wie er sie liebevoll nennt, erkennt man als Ohrwurm.

Einen wesentlichen Anteil am musikalischen Gelingen des Abends hatte die Band (Matthias Bätzel, Andreas Bicking, Tom Götze, Wolfgang Schneider). Sie begleitete höchst eindrucksvoll und glänzte neben herausragenden Saxofon-Soli mit der Interpretation des Titels "Cold Duck" (Eddie Harris/Al Jarreau). "Wenn so lange geklatscht wird, wird wiederholt", begründete Maestro Krug den wunderbaren Abend.