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Maler Alfons Scholz Kunst aus Träumen

Bei Alfons Scholz werden Träume zu Kunst. Der Maler und Grafiker des
130-Seelen-Ortes Zeddenick bei Möckern verarbeitet sein im Schlaf
Erlebtes in Malerei, Holzschnitten und Zeichnungen. Ein Besuch in seinem
Atelier.

Von Grit Warnat 12.02.2015, 02:25

Zeddenick l Durch zwei Fenster strömt Tageslicht in den Arbeitsraum von Alfons Scholz. Die Wände sind weiß, die Bilder - welch ein Kontrast - ausnahmslos dunkel. Gemalte Sterne funkeln vom nächtlichen Himmel, ein Mond hellt die abendliche Landschaft auf. Ein Haus scheint bewohnt, es brennt Licht, die Glasscheiben mit den Fensterkreuzen sind gelbe Leuchtpunkte in all der Dunkelheit.

Kein Zweifel: Im Atelier von Alfons Scholz begegnen sich Tag und Nacht. Dort trifft Melancholie auf zurückhaltende Heiterkeit.

"Das sind meine Traumwelten", sagt der Künstler. In seinem Atelier entstehen Arbeiten in Öl, Acryl und Drucke vom Holz, die seine Träume einfangen. Er nennt es eine Einheit von Gesehenem und Erträumtem. Immer wieder sind es Landschaften und Häuser, Kirchen, auch der Friedhof von Zeddenick. Daneben Figurationen, manchmal ikonenhaft, manchmal der naiven Kunst entsprungen. Für beide Richtungen hat Scholz ein Faible.

"Bei mir ist der Titel nie nur ein Schlagwort"

Und immer wieder seine Texte, die ihm zu nächtlicher Stunde erscheinen. In ihnen entdeckt er kreative Kraft.

Scholz hat reiche, sehr bildhafte Träume, sagt er. Vor Augen stehen ihm immer wieder auch Texte. Damit er sie nicht vergisst, speichert er all das in einem kleinen schwarzen Notizbuch, das griffbereit auf dem Nachttisch liegt. Jedes Wachsein wird somit zum Traumfänger.

Texte träumen? Für Scholz ist das Normalität, es ist sein ganz persönliches Auseinandersetzen mit der Welt. Er träume in einer poetischen Sprache, sagt er. "Es war ihm, als winkten Maiglöckchen und grüßten Blumen herüber" ist solch ein Text. Oder: "Kaiser Rudolf bekam keine Oblate". Scholz legt Wert auf Sprache, hat auch im Schlaf Lust am Fabulieren. Später, wenn er die Buchstaben aneinanderfügt und in seinen Öl- und Acrylarbeiten verewigt, hängen diese Worte und Satzfetzen zwischen Sternen am Himmel oder stehen am unteren Bildrand notiert. Mal dominant, mal feiner, mal in sauber ausgeführter Schulschrift.

Kein Bild ohne verewigten Titel. "Bei mir ist der Titel nie nur ein Schlagwort." Er sagt, das Geschriebene sei ihm so wichtig wie das Gemalte.

Seit mehr als einem Jahrzehnt lässt Scholz, der vor sechs Jahren mit seiner Frau in deren Heimatort Zeddenick zog, aus seinen Träumen Kunst entstehen. Seit einigen Jahren signiert er sie mit Alfons, seinem Vornamen. Nichts weiter. "So habe ich als Kind schon meine Zeichnungen unterschrieben", sagt er.

1956 wurde Scholz in Magdeburg geboren. Es dauerte nicht lange, und der Junge malte und zeichnete. "Ein Kunststudium war immer mein großer Wunsch", erinnert sich Scholz. Doch nach dem Abitur an der Schule in Wendgräben machte er erst einmal eine Lehre, später wurde er Buchhändler. Scholz sollte 28 Jahre alt werden, als er mit dem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst begann. Er war in der Fachklasse von Professor Arno Rink und bei Lehrern wie Dietrich Burger und Günter Thiele.

Als Student genoss er eine klassische figürliche Ausbildung. Trotzdem beherrschten anfangs Stillleben und Landschaften seine Arbeiten. Längst hat er das Figürliche wiederentdeckt. In seinen neueren Arbeiten blickt der Betrachter in Gesichter. Augen im Dämmerlicht.

"Eine Nachtbegeisterung wohnt mir inne", sagt der Grafiker und Maler. Dass dem Künstler aber auch muntere Stimmung innewohnt, sieht man seinen Holzschnitten an. Hier ist nichts schwarz-weiß, auch nichts grell-bunt. Letzteres würde nicht zum ruhigen Wesen des Künstlers passen. Scholz´ Holzarbeiten sind unaufdringlich farbig und immer verschieden. Die Drucke überraschen in ihrer Variation. Mal ist der Baumstamm braun, mal grün. Mischtechniken mit Buntstift und Gouache schaffen neue farbige Stimmungen und neue Sichten. Scholz: "Ich habe große Freude daran, das Grundmotiv zu verändern." Flüsse, Häuser, Wälder, Rehe. Rehe würde er eigentlich nicht malen, sagt der Zeddenicker. Aber dann ist da eines nachts dieser Traum gewesen ...