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Biografie des Malers Lucas Cranach der Jüngere Vorsichtige Annäherung

In seinem künstlerischen Schaffen stand er dem Vater vermutlich in nichts nach, in seiner politischen Stellung war es ebenso - dennoch erreichte Lucas Cranach der Jüngere nie die Bekanntheit seines Vaters. Knapp 430 Jahre nach seinem Tod beleuchtet nun erstmals eine Biografie Leben und Wirken des jüngsten Cranach-Sohnes.

Von Uta Baier 13.02.2015, 01:32

Delitzsch l Seine Bilder schmücken die größten Museen der Welt. Viele Kirchen in Mitteldeutschland sind stolz, einen Altar aus seiner Werkstatt zu besitzen. Denn seine Bilder sind prächtig und sein Name steht für Meisterschaft: Lucas Cranach. Dass hier nicht von Lucas Cranach dem Älteren die Rede ist, sondern von seinem Sohn Lucas Cranach dem Jüngeren, muss noch immer extra erwähnt werden. Denn Ruhm, Bekanntheit und Aufmerksamkeit beschränken sich in der Regel auf den Vater. Dabei konnten schon die Zeitgenossen nicht unterscheiden, wer von beiden ein Bild gemalt hatte.

Trotzdem ist das Leben Lucas Cranach des Älteren bekannt und beschrieben. Das Leben seines Sohnes dagegen war noch nie Gegenstand einer Biografie. Bis jetzt. Im Vorfeld der großen Cranach-der-Jüngere-Landesausstellung, die am 26. Juni eröffnet, hat Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, die erste Biografie Lucas Cranach d.J. geschrieben. Reich bebildert und mit nur 88 Seiten ist sie eine gute, schnelle Informationsquelle.

Stefan Rhein beschreibt das Leben des Malers vor dem Hintergrund einer äußerst spärlichen Datenlage: Cranach d. J., 1515 geboren, lernte in der Werkstatt des Vaters und übernahm sie 1550. Er war zweimal verheiratet - seine erste Ehefrau starb nach neun Ehejahren. Cranach hatte neun Kinder, von denen fünf den Vater überlebten. Künstler wurde keiner von ihnen.

Er starb 1586. Cranach war als wohlhabender Bürger Ratsherr, Kämmerer und Bürgermeister seiner Heimatstadt - wie sein Vater. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied: Lucas Cranach d.J. war niemals Hofkünstler mit gesichertem Einkommen, denn zu seiner Zeit war Wittenberg keine Residenzstadt mehr. "Cranach d.J. musste seine Aufträge ausnahmslos selbst akquirieren und konnte nicht auf ein festes Grundeinkommen bauen", schreibt Autor Stefan Rhein.

Dass Rhein angesichts dieser spärlichen Fakten ins Allgemeine, Historische, Stadtgeschichtliche ausweicht, ist üblich und bildet einen guten Rahmen, um die Lebensumstände zu dieser Zeit, die Stellung einer wohlhabenden Familie und ihre Bedeutung innerhalb der Bürgerschaft kennenzulernen. So kommt er dem erfolgreichen Maler zumindest ein wenig näher. Wie er aussah, kann trotzdem nur vermutet werden. Denn ein klassisches Selbstporträt gibt es nicht - wahrscheinlich hat sich Cranach d.J. aber als Mundschenk auf dem Abendmahlsepitaph in der Dessauer Johanniskirche porträtiert, das dem Buch als Coverabbildung dient. Denn der Mann rechts vorn trägt den Ring mit dem Schlangen-Signet der Cranachs.

Als erste Biografie des Malers ist das Büchlein eine gute, leicht lesbare Einführung und damit die perfekte Einstimmung auf die kommenden Ausstellungen.