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Magdeburger Wettbewerb Telemann als Sprungbrett für junge Musiker

Im Magdeburger Telemann-Zentrum ist die Anspannung groß. Es wächst vor allem aber die Vorfreude auf den am Sonnabend beginnenden 8. Internationalen Telemann-Wettbewerb. 90 junge Musiker reisen aus der ganzen Welt an.

Von Grit Warnat 05.03.2015, 02:25

Magdeburg l In dem schönen klassizistischen Bau des Gesellschaftshauses am Klosterbergegarten von Magdeburg wird es ab Sonnabend international zugehen. Von 10 bis 15 Uhr ist die Einschreibungszeit für die jungen musizierenden Wettbewerbsteilnehmer. Neben 34 deutschen Interpreten werden sich unter anderem Taiwanesen, Südkoreaner, Franzosen, Japaner, Ungarn, Ukrainer, Argentinier, Israelis in Magdeburg einer Jury stellen. Die Statistik sagt aus: 102 Bewerbungen, 90 zugelassene Teilnehmer, 25 Nationalitäten, wohnhaft in 14 Ländern, Durchschnittsalter 26,4 Jahre, erstmals dabei Musiker aus Kolumbien, Kanada, Weißrussland, dem Libanon.

"Wir sind ein wichtiges Moment in der Ausbildung."
Das Wort exotisch geht einem bei so mancher Nationalität durch den Kopf. Was interessiert einen Libanesen an Telemanns Barockmusik? Es sei die musikalische Ausbildung, es sei der Anspruch an sich selbst, es sei der erfreuliche Wissensdurst junger Menschen, sagt Carsten Lange, Leiter des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung.

Der Druck auf dem Markt sei groß. Auch in der Branche der Alten Musik. Ein Wettbewerb helfe, besser gerüstet zu sein für das berufliche Leben, ist sich Lange sicher. Ein Blick zurück gibt ihm recht. Bisherige Preisträger wurden bereits gefragte Spezialisten im Bereich der Alten Musik, gründeten Ensembles, waren Gäste auf Festivals.

Es ist auch Tradition, dass die Gekürten nach Magdeburg zurückkehren und zu Gast sind bei den Telemann-Festtagen oder der Kammermusikreihe der Sonntagsmusiken. Auch bei der 8. Wettbewerbsauflage warten auf die Gewinner nicht nur Preise, sondern auch Konzerte, unter anderem beim Bachfest in Leipzig oder bei den Barockfestspielen in Bad Arolsen. Magdeburg als Sprungbrett für die Laufbahn.

Der Wettbewerb, 2001 erstmals ausgetragen, habe sich etabliert, so die Einschätzung des Telemann-Fachmanns. Nicht nur die renommierten Schulen aus Frankfurt am Main, dem schweizerischen Basel und Holland seien vertreten, sondern auch Studenten von Universitäten anderer Länder. Lange: "Wir sind ein wichtiges Moment in der Ausbildung." Wichtig sei das Jurorenurteil.

"Es geht darum, wie die Musik interpretiert wird."
Der Jury unter Vorsitz von Professor Jesper Bøje Christensen, der an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz lehrt, gehören die Professoren Rebea Rusó, Michael Schneider, Carin van Heerden und Anton Steck an. Sie sind Spezialisten für die am Wettbewerb vertretenen Instrumente. Erstmals wurde der Leistungsvergleich für die fünf Soloinstrumente Blockflöte, Traversflöte, Barockoboe, Barockvioline und Viola da Gamba ausgeschrieben. Carsten Lange spricht von einem neuen Konzept - man sei abgerückt von der bisherigen Trennung der Streich- und Blasinstrumente. Das fordere auch die Jurymitglieder. "In der Beurteilung steht nicht das technische Virtuosentum im Vordergrund, es geht vielmehr darum, wie die Musik interpretiert wird, was uns der Musiker mit seinem Spiel zu sagen hat. Es ist ein Interpretationswettbewerb." Lange und den Jurymitgliedern geht es um den inspirierenden und frischen Umgang mit Alter Musik.

Die Preisträger werden am 15. März beim Abschlusskonzert ausgezeichnet. Dann werden sie auch in Begleitung des Leipziger Barockorchesters Teile ihres Wettbewerbsrepertoires vorstellen.