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Metal Frenzy Mach\'s noch einmal, Metal-Fan!

Als Hobby hat ein Gardeleger im vergangenen Jahr ein Festival für 1000 Metal-Fans gestemmt. Finanziell ging die Rechnung zwar nicht auf, eine zweite Auflage plant er trotzdem. Denn die Fans baten um Fortsetzung, die Stadt bleibt behilflich, und er hat aus Anfängerfehlern gelernt.

Von Elisa Sowieja 27.04.2015, 03:23

Gardelegen l Der Muskelkater in den Beinen war besonders gemein. Kein Wunder, nachdem Robert Röttger sieben Tage am Stück gebuckelt hatte: Bühne aufbauen, Helfer einweisen, Helfern helfen, Bühne wieder abbauen, Müll wegräumen. Und das, wo er doch sonst, im Job als Informatiker, selten mehr trägt als Verantwortung.

Doch als Hobby-Veranstalter eines Festivals kann man eben nicht nur delegieren. "Metal Frenzy" hat der 26-Jährige sein dröhnendes Baby getauft, das im vergangenen August sozusagen seinen Geburtstermin hatte. Übersetzt heißt "Frenzy" so viel wie "Wahnsinn" oder "Ektase".

Verlust in der Dimension eines großen Autos

Den gebürtigen Gardeleger, der heute in Hannover lebt, hat sein neues Hobby offenbar mächtig in Ektase versetzt. So sehr, dass er im Juni die zweite Auflage an den Start schickt. Und das, obwohl die Veranstaltung im vergangenen Jahr nicht nur Kraft und Zeit, sondern vor allem Geld gekostet hat. "Vom Verlust hätte ich mir ein großes Auto kaufen können", so umschreibt Röttger galant die Dimension.

Dabei stieß das dreitägige Musikfestival durchaus auf Interesse: Mehr als 1000 Fans aus ganz Deutschland waren angereist, einige sogar aus England. Sie waren es auch, die Röttger motivierten, weiterzumachen. "Auf unserer Facebook-Seite hatten wir mehr als 250 Kommentare, fast alle wollten wiederkommen", berichtet er. Mit "Wir" meint er sich und seinen Vater. Der ist Mitveranstalter und hat seinen Sohn einst auf den Trichter mit der Metal-Musik gebracht - als Achtjährigen nahm er ihn mit auf ein AC/DC-Konzert.

Zwei Monate lang überlegten beide, ob die Besucher tatsächlich wiederkommen können. "Wir haben abgesteckt, ob wir die gleiche Unterstützung hätten." Die Signale standen gut, und die Mithilfe funktioniert bis heute, sagt der 26-Jährige: "Der Bürgermeister gibt uns Tipps, wann wir uns an welche Behörde wenden müssen. Und Kameraden der Gardeleger Feuerwehr stehen wieder für einen schmalen Taler bereit. So sparen wir uns eine teure Werksfeuerwehr."

Feuerwehr steht für einen schmalen Taler bereit

Auch Helfer hätten wieder zugesagt. "Ohne sie wäre das Ganze nie möglich." Im vergangenen Jahr kamen zu den rund 30 bezahlten Kräften - Techniker, Sicherheitskräfte, Barpersonal - nochmal so viele Freiwillige hinzu. Allen voran die Familienbande. "Sogar meine Oma war da und hat Kuchen für die Security gebracht", erzählt der Metal-Fan. Die Musik habe sie gar nicht schlimm gefunden.

Doch bei aller Unterstützung und allem Lob: Um mindestens auf plus/minus null zu kommen, braucht der Altmärker noch mehr Besucher. Damit das diesmal klappt, hat er etwas Wichtiges verändert: den Zeitpunkt. "Letztes Jahr gab es mehrere Konkurrenz-Veranstaltungen, darunter das zweitgrößte Metal-Festival Deutschlands." Also hat er den Termin auf ein aus Metal-Fan-Sicht jungfräuliches Wochenende im Juni vorverlegt. Außerdem ist er Anregungen von Besuchern nachgekommen. So wird statt von Donnerstag bis Sonnabend nun von Freitag bis Sonntag gefeiert.

Zuversichtlich macht Röttger auch eine stärkere Sponsorenunterstützung. "Einen großen Sponsor haben wir zwar nicht gefunden. Aber zumindest helfen uns mehrere Firmen mit kleinen Beträgen, auch einige aus der Region."

Veganes Essen für die Metal-Jungs

Mit den Vorbereitungen ist Robert Röttger fast fertig. 33 Bands aus acht Ländern hat er für die Bühne eingetaktet. Am bekanntesten sind Exodus - einer ihrer Gründer ist der Gitarrist von Metallica. Während ihre Musik zur härteren Sorte gehört, spielen andere klassischen Rock. So wie Powerslave, sie covern Iron Maiden. Wie viele Karten schon verkauft sind, sagt der 26-Jährige nicht - nur, dass bisher die Niedersachsen die Nase vorn haben und dass er "weder reich wird noch das Festival absagen muss".

Worum er sich jetzt noch kümmern muss, ist ein Catering mit veganem Anteil. Denn auch wenn Metal-Jungs oft mächtig düster aussehen: Viele wollen nicht schuld sein, wenn ein Schwein auf der Schlachtbank landet, erklärt Röttger. Und nicht nur das: "Eine der gebuchten Bands singt sogar ein Lied gegen das Töten von Tieren."