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Ausstellung in Aschersleben "Zarter Seitenwind" für Neo Rauch

Der Leipziger Künstler gibt in einer Ausstellung in Aschersleben Einblicke in sein Verhältnis zu Natur und Fotografie.

Von Dörthe Hein 03.06.2015, 01:19

Aschersleben (dpa) l Neo Rauch hat sich von rund 100 Jahre alten Pflanzenfotografien zu neuen Zeichnungen und Grafiken inspirieren lassen und zeigt sie nun in Aschersleben.

Der Künstler war in Aschersleben bei seinen Großeltern aufgewachsen. Nicht weit entfernt im Harz wurde der Künstler Karl Blossfeldt (1865-1932) geboren. Dessen Fotografien hätten ihm "zarten Seitenwind" verliehen und in ihm Verborgenes wachgerufen, sagte Rauch.

Die Ausstellung "Begegnung Karl Blossfeldt Neo Rauch" ist am vergangenen Wochenende eröffnet worden und ist elf Monate lang zu sehen. Gezeigt werden Zeichnungen, Grafiken und zwei großformatige Ölarbeiten auf Papier von Neo Rauch sowie 38 Fotografien von Blossfeldt.

Die Schau ist die inzwischen vierte in der Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben. Der Künstler hatte der Stadt jeweils ein Exemplar seines grafischen Werkes geschenkt, auch neue Blätter fließen in die Sammlung ein. Rauch, der international für seine großformatigen Bilder bekannt ist, schafft nach eigenen Angaben pro Jahr fünf, sechs Grafiken. Hinzu kämen Zeichnungen. Beispielsweise nach einer großen Ausstellung in New York habe er im vergangenen Herbst Zeichnungen angefertigt, die wiederum der Humus seien für ein großes Werk in Öl auf Papier. Beides hängt sich etwa in einem Ausstellungsraum gegenüber.

Die Inspiration durch Blossfeldts Fotografien habe ihre Wurzel in einem Buch, das er als Zwölfjähriger bei einer Haushaltsauflösung eines Verwandten in Halberstadt entdeckt habe. "Es begleitet mich bis zum heutigen Tage", sagte Rauch. Die Fotografien hätten eine kristalline Anmutung mit dem Anschein ikonenhafter Strenge.

Bei aller Unterschiedlichkeit zu seinem Werk gebe es eine Übereinstimmung bei der Auffassung von Kunst. "Ein Bild sollte etwas von einer Pflanze haben. Es sollte mit der Selbstverständlichkeit einer Naturerscheinung auftreten." Malerei aber sollte offen bleiben und nicht abschließend verriegelt wie die Fotografie, sagte Rauch. Er selbst "knipse wie jeder", fotografiere aber nicht künstlerisch. Blossfeldts Werk wird zwischen Juli und Oktober auch in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen sein.