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Spielzeit mit 15 Premieren Respekt in Stendal

Mit einem Theaterball und einem großen Premierenwochenende wird das
Theater der Altmark im September in seine neue Spielzeit starten.
"Respekt" ist sie überschrieben. 15 Premieren vom Schauspiel über ein
Singspiel bis hin zum Klassenzimmerstück stehen auf dem Programm.

Von Grit Warnat 03.06.2015, 03:20

Stendal l Respekt, so sagt Intendant Alexander Netschajew, sei eine der grundlegenden Einstellungen für ein friedliches Miteinander - in der Arbeit, im privaten und im gesellschaftspolitischen Bereich. Sein Haus stelle in diesem Jahr seine Arbeit unter dieses Motto.

Der Blick ins neue Spielzeitheft zeigt, dass sich die großen Themen Menschlichkeit und Toleranz durchgehend auf der Theaterbühne wiederfinden werden. Schon zum Start ins neue Theaterjahr - am 19. und 20. September sind gleich drei Premieren geplant - steht mit der Aufführung von "Nathan der Weise" ein großes Versöhnungsdrama an. Netschajew wird inszenieren, ganz im lessingschen Geist, aber Brücken bauend im Heute, sagt der Intendant, der betont, wie aktuell der über 230 Jahre alte Text heute noch ist.

Zu den Höhepunkten der Spielzeit zählt die Weill- Brecht-Dreigroschenoper (14. November), die durch die seit 2011 bestehende Kooperation mit den Brandenburger Symphonikern am Ein-Sparten-Haus in Angriff genommen werden kann. "Wir haben großartige Kräfte im musikalischen Bereich", sagt Netschajew zur gesanglichen Herausforderung für das Schauspielerteam.

Starke Texte und eindringliche Inszenierungen verspricht sich der Intendant von dem Joshua-Sobol-Schauspiel "Die Palästinenserin" und dem Dennis-Kelly-Stück "Die Opferung von Gorge Mastromas". Ersteres dreht sich um politische und religiöse Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Die Respektsgeschichten hat der israelische Schriftsteller Sobol für das Stendaler Haus neu verfasst. Das Kelly-Schauspiel, eine erbarmungslose Abrechnung mit dem Kapitalismus, stecke laut Netschajew voller Wucht und Kompromisslosigkeit. Bereits Kellys Stück "Nach dem Ende", das 2011 in Stendal Premiere hatte, war ein großer Erfolg am Haus gewesen.

Die elf Premieren für Erwachsene - darunter auch der Liederabend für Otto Reutter "Ick wunder mir über jarnischt mehr", die Boulevardkomödie "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" von Richard Alfieri und das Singspiel "Im weißen Rössl" - werden ergänzt durch das junge Theater für Kinder und Jugendliche. Gleich drei neue Klassenzimmerstücke bietet das Stendaler Theater, darunter mit "Ich will das, was du nicht willst" eine Uraufführung über die Freuden und Leiden der Demokratie. Es geht um Kompromissfähigkeit, Mitspracherecht und Entscheidungen in einer fünfköpfigen Familie. Insgesamt werden damit acht Klasenzimmerstücke angeboten - so viele wie noch nie zuvor. Auch hier dreht sich vieles um Respekt und Toleranz. Cybermobbing, Neofaschismus, Flüchtlingsproblematik, Schule als Kriegsschauplatz zwischen Lehrern und Schülern. Es seien keine Wohlfühlthemen, sagt Netschajew. Das Theater sei dazu da, wichtige Denkanstöße für das Leben in unserer Gesellschaft zu geben. Um die Angebote im Kinder- und Jugendbereich auszubauen, hat das Theater Fördergeld beim Land beantragt. Mit 900000 Euro will Sachsen-Anhalt in diesem und im kommenden Jahr das neue Modellprojekt Theaterpädagogik unterstützen. "Ich hoffe auf eine zweite Stelle in unserer Theaterpädagogik", sagt Netschajew.

Traumfrauen und Arche-Projekt

Von den TdA-Mitarbeitern betreut werden auch die Bürgerbühnen mit Theaterlaien und Profis. "Traumfrauen" in Zusammenarbeit mit dem Job-Center fand in dieser Spielzeit volle Ränge. Im Herbst beginnt das Projekt "Arche 2.0" zur Willkommenskultur im Landkreis Stendal. Wie sieht unsere Arche Noah aus? David Lenard leitet das theatrale Vorhaben mit Willkommensvideo, Begegnungsorten und einem Theaterprojekt.