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Theater-Compagnie 09 Weihnachten im Hochsommer

02.07.2015, 01:07

Die Compagnie Magdeburg 09 holt die Geschichte des Weihnachtsfestes in den Sommer. Am 13. Juli ist Premiere für "Das Jahr Null". Grit Warnat hat bei schweißtreibenden Temperaturen mit Regisseurin Gisela Begrich über Weihnachten und das Theaterstück gesprochen.

Volksstimme: Weihnachten im Hochsommer. Wie gewagt ist das?
Das wird sich herausstellen. Wir hoffen natürlich, dass viele Leute kommen, weil wir sie mit diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt besonders neugierig machen.

Die Sonne gibt derzeit alles. Wie kommt man da auf die Idee, ein Weihnachtsthema anzugehen?
Die Überlegung tragen wir schon seit Jahren mit uns herum. Jedes Jahr, wenn Weihnachten näherrückt, bestätigen Umfragen, dass der Ursprung des Weihnachtsfestes wenig bekannt ist. Es wird oft auf Genuss und Geschenke reduziert. Wir wollen mit unserem Stück, mit Schauspielern, mit Musik und Gesang diese wichtige Geschichte des Abendlandes ins Bewusstsein rücken. Man sollte sie kennen. Mit Blick auf Pegida und Magida, die für sich in Anspruch nehmen, das Abendland verteigen zu wollen, ist das ein sehr aktuelles Thema.

Aber Krippenspiel open air in der Möllenvogtei?
Es wird ein Theaterabend, an dem es uns nicht um das weihnachtliche Krippenspiel im kirchlichen Umfeld geht. Wir beleuchten zwar die Weihnachtsgeschichte, aber auch die lange Entwicklung des Weihnachtsfestes bis zum heutigen Tag. Maria und Joseph, Hirten und Engel stehen auf der Bühne, aber eben auch ein gestresster Weihnachtsmann, der in einer Familie ausrastet. Sehr ernsthaft, fast tragisch wird es sicher, wenn Joseph die Maria fragt, ob sie wirklich ein Kind bekommt, und er fast am Verzweifeln ist, als sie ihm mit Ja antwortet.

Das hört sich an, als ob Sie die gewohnte Heiterkeit Ihrer Sommerstücke in diesem Jahr aufgeben?
Überhaupt nicht. Ich denke, wir werden sehr ausgewogen sein zwischen Ernst und Heiterkeit. Bernd Kurt Goetz hat wieder lockere und leichte Texte geschrieben, es wird auch ausgesprochen lustige Szenen geben. Zum Beispiel, wenn der Coca-Cola-Weihnachtsmann auftritt oder der Vertreter des Deutschen Fußballbundes bei Papst Franziskus vorstellig wird und darum bittet, aufgrund der Dezember-Fußball-WM in Katar das Weihnachtsfest zeitlich vorzuverlegen. Andererseits erzählen wir von Martin Luther und der Legende, den Weihnachtsbaum erfunden zu haben. Wir fragen, warum Geschenke unter dem Baum liegen und warum Papst Silvester das Fest auf den 24. Dezember gelegt hat.

Das Weihnachtsfest steht für Lieder, Ihre Theatergruppe setzt immer auf Eigenkompositionen. Wofür haben Sie sich diesmal entschieden?
Nicht für Weihnachtslieder, die in unserer Tradition verankert sind. Das ist nicht unser Anliegen. Wie immer setzen wir auf Lieder, die Bernd Kurt Goetz gedichtet hat und die von Christoph Deckbar vertont wurden.

Sie spielen im Möllenvogteigarten. Dort gibt es keinen Weihnachtsbaum.
Wenn wir spielen, gibt es einen. Er ist künstlich.

"Die Stunde Null" hat am 13. Juli Premiere. Warum haben Sie sich für einen Montag entschieden?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in der Stadt an einem Montag fast nichts los ist. Vielleicht spielt uns das ja zu.