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Thomas Dausgaard als Gast bei Zauber der Musik Von leidvollem Schmerz und inniger Ruhe

18.04.2011, 04:39

Von Liane Bornholdt

Magdeburg. Zum abschließenden 4. Saisonkonzert der MDR-Reihe "Zauber der Musik" luden MDR-Sinfonieorchester und MDR-Rundfunkchor unter der musikalischen Leitung des dänischen Dirigenten Thomas Dausgaard am Sonnabendnachmittag in die Magdeburger Johanniskirche. Auf dem Programm standen zwei gewichtige und hochdramatische Werke.

Zuerst erklang das Stabat Mater des polnischen Komponisten Karol Szymanowski. Das Werk entstand 1925/26 unter dem Eindruck eines persönlichen großen Verlustes des Komponisten. In sechs Sätzen wird die Stabat Mater Liturgie in polnischer Sprache gesungen von drei Solostimmen und Frauen- sowie gemischtem Chor. Dabei entstehen die Ausdrucksformen und Steigerungen durch sehr kunstvolle - und für geistliche Musik sehr ungewöhnlich gewählte Stimmbesetzungen.

Mit Soloflöte und Oboe beginnt das Werk ganz zart und die Sopranistin verkündet schmerzlichste Todespein, bevor leidvoll der Frauenchor trauernd einsetzt. In vier der sechs Sätze erklingen Sopransoli, und mit der Slowakin Simona Saturová war eine außerordentlich eindrucksvolle Sopranistin zu erleben. Ihr leuchtendes Timbre und die große Palette der stimmlichen Ausdruckmöglichkeiten, vom leidvollsten Schmerz bis zur innigsten Ruhe, von stärkster Verzweiflung zur freudvollen Hoffnung erklang ihr Gesang ebenso schön wie emotional bewegend.

Ergänzt wurde ihre Partie durch die russische Mezzosopranistin Liuba Sokolova, deren warmer und sehr dunkler Stimmklang besonders in den Ensembles einen packenden wunderbaren Kontrast zum engelsgleich schwebenden Sopran hervorbrachte.

Die dramatischen Teile des Werkes hat Szymanowski für Bariton komponiert. Dietrich Henschel hat dieser Partie wirklich erschütternde Tiefe gegeben, so dass das Publikum wirklich schauerlich ergriffen wurde.

Aber alles wird getragen vom Chor, und der MDR-Rundfunkchor, einstudiert von Reinhard Epstein, erwies sich einmal mehr als einer der großen Spitzenchöre. Eine solch klare Intonation, eine so genaue Homogenität und die Fähigkeit zu feinster Dynamik ist derzeit kaum von einem anderen Chor so zu hören, und schon allein dies zu erleben, konnte jeden Musikfreund nur begeistern.

Eine Herausforderung für jeden Dirigenten

Das MDR-Sinfonieorchester hatte seinen großen Auftritt nach der Pause mit Anton Bruckners Zweiter Sinfonie. Thomas Dausgaard spielte sie in der Fassung von 1877, einer gegenüber der Urfassung von 1872/73 abweichenden Fassung, in der die Einschübe aus Bruckners f-Moll-Messe verändert wurden. Diese Fassung stieß seinerzeit auf Unverständnis und findet erst jetzt wieder Beachtung.

Bruckners Zweite wird auch als "Pausensinfonie" bezeichnet, denn zahlreiche Generalpausen trennen verschiedene musikalische Episoden, und es ist für jeden Dirigenten eine große Herausforderung, hier die Spannung über mehr als eine Stunde zu halten.

Dausgaard ist dies bis auf einige Ausnahmen zu Beginn des 1. Satzes hervorragend gelungen, und die Musiker des MDR-Sinfonieorchesters haben mit höchster Konzentration gespielt.

Besonders einzelne Episoden erklangen in besonderer Beleuchtung, etwa das Flöten-Geigen-Solo aus dem Andante oder die wunderbaren Hörnerklänge. Auch die Schlusssteigerungen am Ende des dritten und vierten Satzes wurden zum Erlebnis.