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Magdeburger Tiermalerin Ute Bartels stellt in Paris aus Ein Rotschenkel auf Seide

26.03.2011, 04:29

Ute Bartels ist eine Naturfreundin. Bei Wind und Wetter ist sie mit ihren beiden Hunden unterwegs – und mit ihrem Fotoapparat. Die Magdeburgerin hält damit die heimische Tierwelt fest, um sie in ihrem kleinen Atelier auf Seide zu bannen. Ute Bartels ist Tiermmalerin. Noch bis zum 30. April zeigt die 38-Jährige fünf ihrer Werke in einer Ausstellung in Paris.

Von Grit Warnat

Magdeburg. Mit Rehbock, Bartmeise, Neuntöter, Zaunkönig und Dachs mit Schnecke ist Ute Bartels nach Paris gereist und gibt im Atelier 17 in der Rue de l’Arc de Triomphe Einblicke in ihre erlebte Natur auf Seide. Sie hatte sich auf eine Ausschreibung beworben und sich mit ihrer Malerei auf Seide durchgesetzt. "Für mich ist das eine schöne Chance, bekannter zu werden", sagt die Magdeburgerin, die im vergangenen Jahr in einer Londoner Galerie ausgestellt hatte und derzeit auch im Müritzeum im mecklenburg-vorpommerschen Waren an der Müritz mit ihrer Seidenmalerei vertreten ist. Auch im Kulturhistorischen Museum waren ihre Tierbilder bereits mehrfach zu sehen.

Ihre Motive sucht und findet Ute Bartels in der Natur. Täglich ist sie unterwegs. Was sie beobachtet, auch das kleine Unscheinbare, hält sie fest. Erst mit der Kamera, dann mit dem Skizzenblock. Dass sie den Blick hat zum Entdecken, sieht der Besucher in ihrem kleinen Atelier. Die Wände sind gut bestückt mit Zeichnungen zur heimischen Fauna. Es sind Skizzen, Studien. Hasen, Hunde, Rebhühner, Uhus- und immer wieder Singvögel. Bartels arbeitet in einer ornithologischen Gruppe mit, hilft, Vögel zu beringen. "Ich sehe die Tiere aus nächster Nähe, das ist wichtig für meine Arbeit", sagt sie.

Die Staffelei ist bei Ute Bartels ein Rahmen, der die Seide spannt. Darauf watet ein Rotschenkel mit gesprenkeltem Kleid, Beine und Schnabel orangerot. Ihr Blick auf das neueste Werk ist kritisch: "Das Küstenwasser gefällt mir nicht. Es sieht zu blau, zu unwirklich aus. Dann wirkt die Stimmung nicht mehr, die ich eigentlich wollte. Ein Bild kann schnell kitschig werden." Ute Bartels startet einen neuen Versuch mit dem Rotschenkel und dem Wasser.

Die Anatomie muss stimmen

"Ich habe den Anspruch, die Natur fotorealistisch auf Seide zu bannen", sagt sie. Was sie abbildet, muss authentisch sein. Vor allem aber, so erzählt sie, müsse die Anatomie stimmen. "Wenn die nicht passt, wird man belächelt." Ihr Ziel: Noch feiner, noch genauer, noch stimmungsvoller malen. Sie setzt auf Detailgenauigkeit, nicht auf eine subjektive Interpretation.

Vor 16 Jahren hat Ute Bartels angefangen, sich intensiv mit der Seidenmalkunst zu beschäftigen. Die Bürokauffrau, die später Psychologie studierte, wollte sich mehr und mehr künstlerisch verwirklichen. Erst war es ihr Hobby, jetzt ist es ihr Beruf. Seit fünf Jahren arbeitet sie als freiberufliche Künstlerin und gehört zu den Animalern, einer Vereinigung der Tiermaler Deutschlands.

Nicht selten malt sie Katzen und Hunde für Herrchen und Frauchen. Als Auftragswerk hat sie auch mehrmals Pferde porträtiert.

Viel schwieriger ist es da, seltene Tiere mit der Kamera einzufangen. Ringelnatter und Frösche findet sie fast vor der Haustür, aber keine Trappe und keinen der seltenen Fischotter. "Ich hole mir Anregungen auch in Zoos und Wildgehegen", sagt Bartels. Hat sie kein malerisches Interesse an Giraffen, Elefanten, Löwen? "Ich will die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld sehen und erleben. Dann müsste ich nach Afrika fahren. Aber hier zu Hause gibt es doch so viel zu entdecken für mich." Sie sagt es und zeigt aus dem Fenster in den großen Garten. Der Frühling naht und in den Bäumen toben Finken, Stare, Sperlinge.