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"Hunger & Lust" Knop: Ernährungswissen ist Ohnmacht

23.04.2011, 04:26

Von Friederike Ostermeyer

Magdeburg. Fast täglich erscheinen neue wissenschaftlichen Studien und Ratgeber zu den Themen Ernährung, Ernährungsverhalten und Gewichtsprobleme der Deutschen. Für den Ernährungswissenschaftler und PR-Experten Uwe Knop tragen sie allerdings weder dazu bei, dass die Deutschen schlanker und gesünder werden, noch lassen sie sich seiner Ansicht nach in irgendeiner Weise fundieren. Ernährungswissen ist Ohnmacht, schreibt Uwe Knop und fragt sich, wie es kommt, dass ein ganzes Land trotzdem immer dicker und kränker zu werden scheint, je mehr es über Kalorien, Kohlenhydrate und Co. weiß.

In seinem Buch "Hunger und Lust – Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz" bringt er die Welt der Ernährung gehörig ins Wanken.

Gerade weil wir so viel darüber zu wissen glauben, das Essen in "gute" und "schlechte" Lebensmittel einteilen, Fett und Kohlenhydrate verteufeln und mehr an der Nahrungsaufnahme leiden, als eine Mahlzeit in vollen Zügen zu genießen, wird der "echte Hunger" systematisch zerstört. Daraus folgen für den Frankfurter Ernährungswissenschaftler Verwirrung, Diätfrust und der bekannte Jojo-Effekt.

Dieses instinktive Gefühl zu wissen, was gut für einen ist, bezeichnet er als "Kulinarische Körperintelligenz". Nur der eigene Körper allein könne signalisieren, welche Nährstoffe er gerade benötigt. Und das kann für den mündigen Essbürger vereinfacht gesagt, auch mal eine Currywurst oder eine Sahnetorte sein.

Mit Polemik, Sprachwitz und einer gehörigen Portion Wut auf Diätindustrie und Politik zeigt Uwe Knop die Paradoxien der unübersichtlich gewordenen "Ernährungswahrheiten" auf. Dabei ermuntert er den kritischen Leser lediglich, den Blick durch den Ernährungs-Dschungel zu schärfen.

Die Zauberformel für die richtige Ernährung könnte simpler nicht sein: "Essen Sie nur dann, wenn Sie Hunger verspüren, und zwar nur das, worauf Sie echte Lust haben!"

"Hunger & Lust" ist ein Buch, das durchaus befreiend wirken kann, so lange man bereit ist, das über Jahre indoktrinierte Wissen über "gutes" und "böses" Essen über Bord zu werfen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan.