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Konzert der Magdeburgischen Philharmonie Von der Liebe und vom Tod in der Musik

02.05.2011, 04:45

Von Ulrike Löhr

Magdeburg. Liebesverlangen und Tod spiegelte die großartige Musik des vorletzten Sinfoniekonzertes dieser Saison wider. Konzertante Opernmusik von Wagner sowie düstere Spätromantik von Mahler und Strauss standen mitten im Frühling auf dem Programm.

Mit Richard Wagners Vorspiel und Liebestod aus "Tristan und Isolde" legte der gastierende amerikanische Dirigent und Komponist Stefan Lano gemeinsam mit der Magdeburgischen Philharmonie gleich zu Beginn ein begeisterndes musikalisches Niveau fest. Die Faszination der Wagnerschen Harmonik verfehlte die emotionale Wirkung nicht. Dazu trug nicht nur der berühmte Tristan-Akkord bei, Lano hat zudem mit einer bemerkenswerten Empathie für dichte musikalische Entwicklungen detaillierte Ausarbeitungen hörbar gemacht. So bauten die sechs Celli fulminante Linien auf, die Holzbläser waren mit den Hörnern absolut homogen, die 1. Violinen spielten perfekt synchrone Auf- und Abgänge. Toll, wie die Bratschen und 2. Violinen später zwischendurch führten, Bassklarinette und elegantes Englischhorn waren besondere Klangfarben.

Auch im späteren "Siegfried-Idyll" brillierten die Streicherlinien mit sehr sauberer Intonation und Geschlossenheit. Die einfache Bläserbesetzung ließ dabei die Flöten-, Horn-, Oboen- und Klarinettensoli gut integriert zum Tragen kommen.

Der international erfahrene Stefan Lano – der auch bereits an der New Yorker MET debütierte – legte hier eine emotional stimmige Sachlichkeit vor und erreichte somit eine berückende Stringenz und Spannung. Zwischen den beiden Wagner-Werken erklangen Gustav Mahlers "Kindertotenlieder", vielleicht war diese Programm- position etwas ungünstig. Denn die Berührung, das Empfinden des Schmerzes über den Verlust zweier Kinder nach Friedrich Rückerts Texten wollte sich beim Zuhören nur selten einstellen. Als Solist wirkte der Bariton und gebürtige Niederländer Martin-Jan Nijhof aus dem eigenen Gesangsensemble des Magdeburger Opernhauses.

Der aus fünf Liedern bestehende Zyklus, sowohl für Alt- als auch Baritonstimme geschrieben, zählt in der kompositorischen Vollendung zu dem lyrisch Schönsten Mahlers. Das Orchester hatte viele kammermusikalische Finesse, Holzbläser mit brillantem Englischhorn und Oboe sowie Horn traten solistisch hervor, Harfe und Glockenspiel gaben charakteristisches Kolorit.

"Tod und Verklärung" als Schlusspunkt

So entwickelte Nijhof im zweiten Lied sehr gut die über allem stehende ernste Größe. Das dritte und fünfte standen dafür, dass die unterschiedliche Psychologie der Lieder nicht ganz zum Tragen kam. Das brachte auch Probleme im Zusammenspiel mit dem Orchester mit sich, obgleich Lano sich stets auf den Solisten einzustellen suchte.

Den Schlusspunkt des Konzertabends setzte Richard Strauss‘ Tondichtung "Tod und Verklärung" op.24, mit der Strauss das körperliche und seelische Sterben eines Menschen in eine Tonsprache setzte, die sich unzähliger raffinierter rhythmisch-melodischer Abstufungen bedient – ein Paradestück für großes Orchester, was auch die Magdeburgische Philharmonie mit dem geistig reifen Gestus Stefan Lanos daraus machte. Bewegend, aufwühlend, traurig, tragisch, erlösend – all das war zu empfinden. Bravorufe und langer Applaus dankten dafür!