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Filmfestspiele in Cannes Palme für Belmondo, Gibson mit Biber und ein Flüchtlingsfilm

19.05.2011, 04:26

Ein politischer Film hat beim Festival in Cannes das Publikum begeistert. Der renommierte Regisseur Aki Kaurismäki kritisierte die Politiker: "Sie scheinen nicht interessiert zu sein am realen Leben."

Cannes (dpa). Cannes stand stets im Ruf, Plattform von Hommagen zu sein. Nach dem italienischen Regisseur Bernardo Bertolucci (71) ehrte das Filmfestival einen weiteren seiner Stammgäste für sein Lebenswerk: Schauspiellegende Jean-Paul Belmondo, der erstmals 1960 über den roten Teppich schritt. Belmondo hat für sein Lebenswerk auf dem Filmfestival eine Goldene Palme bekommen. Die Auszeichnung wurde dem 78-Jährigen am Dienstag unter minutenlangem Applaus überreicht. Zu dem Galaabend, auf dem auch ein Dokumentarfilm über die Ikone des französischen Kinos gezeigt wurde, waren die engsten Freunde geladen, darunter auch die Schauspielerin Claudia Cardinale. Der französische Schauspieler wirkte neben seiner mehr als 40 Jahre jüngeren Freundin, dem Ex-Playboy-Model Barbara Gandolfi, etwas geschwächt.

Über den roten Teppich kam auch Regisseur Aki Kaurismäki, der in Cannes seinen Film "Le Havre" zeigte. Der Wettbewerbsbeitrag des finnischen Regisseurs brachte politische Brisanz nach Cannes, denn er greift das Thema der illegalen Einwanderung auf. Der Streifen erzählt zwar von Hoffnung und Zusammenhalt der Migranten, doch sieht der 54-Jährige die europäische Flüchtlingspolitik kritisch, auch wenn er seinen Film teilweise humoristisch und märchenhaft untermalte.

Die Flüchtlinge seien für die europäischen Länder eine immense Herausforderung, sagte der Regisseur ("Der Mann ohne Vergangenheit", "Leningrad Cowboys Go America") nach der Vorstellung. "Wenn die Politiker mal aus ihren Hotelräumen und Mercedessen kämen, könnten sie vielleicht eine Lösung haben – aber sie scheinen nicht interessiert zu sein am realen Leben", erklärte er weiter. Sein Film zeigt die Geschichte eines Schuhputzers, der einem jugendlichen Flüchtling aus Afrika begegnet. Das Werk wurde stürmisch gefeiert.

Gleiches galt für den Film "Der Biber" von Jodie Foster, der außerhalb des Wettbewerbs lief. In dem Streifen, in dem Foster sowohl spielt als auch Regie führt, kommuniziert ein schwer depressiver Familienvater mit seiner Umwelt nur noch mit einem Biber, einer Handpuppe, die für ihn zum Sprachrohr wird. "Der Biber" ist eine Tragikkomödie und hat von beiden Genres die richtige Dosierung. Zwischen humoristischen Szenen und Slapsticks lässt Foster immer so viel Realität und Dramatik durchsickern, dass das Thema der existenziellen Krise sich stets wie ein roter Faden durch den Film zieht. Mel Gibson läuft in dem Film zu Hochform auf und zeigt, warum er zu den größten Schauspielern Amerikas gehört.

Die Leistung des 55-Jährigen, der wegen privater Schwierigkeiten – Scheidung, Entziehungskur – längere Zeit pausierte und in keinem bedeutenden Streifen mehr zu sehen war, ist meisterhaft. "Nur er konnte Walters Psyche so verstehen und zum Ausdruck bringen. Ich glaube, Mel hat in diesem Film viel von sich selbst gezeigt", erklärte Foster.