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Filmfestspiele in Berlin Bärenjagd beginnt mit Thriller "Margin Call"

12.02.2011, 04:25

Berlin (dpa). Hollywood setzt den ersten Glanzpunkt im Wettbewerb der 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit dem Finanz-Thriller "Margin Call", der im Banken- und Börsen- dschungel spielt.

Regie-Debütant JC Chandor und einige seiner hochkarätigen Hauptdarsteller, Kevin Spacey, Jeremy Irons, Paul Bettany und Zachary Quinto, stellten den Film gestern in Berlin selbst vor. Damit ist nach dem zur Berlinale-Eröffnung außer Konkurrenz gezeigten Western "True Grit" die Jagd auf den Goldenen Bären eröffnet.

Der mit brillanten Dialogen und messerscharfen Charakterbildern fesselnde Film spiegelt anhand des drohenden Zusammenbruchs einer Geldhandelsfirma den Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise 2008 wider.

Die Story hebt vor allem auf die Skrupellosigkeit von multinational agierenden Geschäftsleuten ab, die allein auf ihren persönlichen Profit aus sind und die sich nicht darum kümmern, wie viele Menschen oder gar Nationen sie in den Ruin treiben.

Der in den USA durch das Fernsehen sehr populäre Zachary Quinto, der den Film auch mitproduziert hat, sagte in Berlin: "Wir finden solche Storys wichtig. Es ist ein wirklichkeitsnahes Drehbuch. Und Filme sollten doch auch die Wirklichkeit reflektieren."

Regisseur JC Chandor erklärte: "Wir wollten die Wahrheit über die Bankwelt zeigen, nicht pauschal verurteilen. Nicht alle sind Monster. Der Kern ist für mich die Frage: Wo ist die Moral? Es geht nicht um übertriebene, grenzenlose Gier. Für mich geht es nicht um einzelne Finanzjongleure, sondern um die alltägliche Gier. Es ist ein Fehler in unserem System, dass ganz allgemein und in jedem einzelnen die Gier immer mehr angeheizt wird."

Paul Bettany, der im Film einen widerwärtigen Banker darstellt, sagte dazu: "Es ist Heuchelei, nur Einzelnen Vorwürfe zu machen. Jeder will doch viel Geld verdienen und ein dickes Auto fahren."

Jeremy Irons ergänzte: "Ich glaube, dass das globale Bankensystem an sich unmoralisch ist. Denn jeder will nur eins: Profit. Ich meine aber: Wir brauchen Moral. In der Welt, wie sie ist, können wir nicht weiterleben. Die Ressourcen auf der Erde sind begrenzt. Der ungehemmte Konsum darf so nicht weitergehen. Wir alle müssen so leben, dass jeder auf der Welt zu essen und ein Dach über dem Kopf hat."